Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 525

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 menschlichen Natur) abstrahirt wird. So fern ist sie als eine bloße, aber      
  02 doch praktische Idee, die wirklich ihren Einfluß auf die Sinnenwelt haben      
  03 kann und soll, um sie dieser Idee so viel als möglich gemäß zu machen.      
  04 Die Idee einer moralischen Welt hat daher objective Realität, nicht als      
  05 wenn sie auf einen Gegenstand einer intelligibelen Anschauung ginge      
  06 (dergleichen wir uns gar nicht denken können), sondern auf die Sinnenwelt,      
  07 aber als einen Gegenstand der reinen Vernunft in ihrem praktischen Gebrauche      
  08 und ein corpus mysticum der vernünftigen Wesen in ihr, so fern      
  09 deren freie Willkür unter moralischen Gesetzen sowohl mit sich selbst, als      
  10 mit jedes anderen Freiheit durchgängige systematische Einheit an sich hat.      
           
  11 Das war die Beantwortung der ersten von den zwei Fragen der reinen      
  12 Vernunft, die das praktische Interesse betrafen: Thue das, wodurch      
  13 du würdig wirst, glücklich zu sein. Die zweite frägt nun:      
  14 wie, wenn ich mich nun so verhalte, daß ich der Glückseligkeit nicht unwürdig      
  15 sei, darf ich auch hoffen, ihrer dadurch theilhaftig werden zu können?      
  16 Es kommt bei der Beantwortung derselben darauf an, ob die Principien      
  17 der reinen Vernunft, welche a priori das Gesetz vorschreiben, auch      
  18 diese Hoffnung nothwendigerweise damit verknüpfen.      
           
  19 Ich sage demnach: daß eben sowohl, als die moralischen Principien      
  20 nach der Vernunft in ihrem praktischen Gebrauche nothwendig sind,      
  21 eben so nothwendig sei es auch nach der Vernunft, in ihrem theoretischen      
  22 Gebrauch anzunehmen, daß jedermann die Glückseligkeit in demselben      
  23 Maße zu hoffen Ursache habe, als er sich derselben in seinem Verhalten      
  24 würdig gemacht hat, und daß also das System der Sittlichkeit mit dem      
  25 der Glückseligkeit unzertrennlich, aber nur in der Idee der reinen Vernunft      
  26 verbunden sei.      
           
  27 Nun läßt sich in einer intelligibelen, d. i. der moralischen, Welt, in      
  28 deren Begriff wir von allen Hindernissen der Sittlichkeit (der Neigungen)      
  29 abstrahiren, ein solches System der mit der Moralität verbundenen proportionirten      
  30 Glückseligkeit auch als nothwendig denken, weil die durch sittliche      
  31 Gesetze theils bewegte, theils restringirte Freiheit selbst die Ursache      
  32 der allgemeinen Glückseligkeit, die vernünftigen Wesen also selbst unter      
  33 der Leitung solcher Principien Urheber ihrer eigenen und zugleich anderer      
  34 dauerhaften Wohlfahrt sein würden. Aber dieses System der sich selbst      
  35 lohnenden Moralität ist nur eine Idee, deren Ausführung auf der Bedingung      
           
     

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