Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 360 |
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01 | und ist von der Erfüllung des Raumes unzertrennlich, weil eben in | ||||||
02 | derselben der Grund der unendlichen Theilbarkeit liegt. So bald aber | ||||||
03 | etwas als quantum discretum angenommen wird, so ist die Menge der | ||||||
04 | Einheiten darin bestimmt, daher auch jederzeit einer Zahl gleich. Wie weit | ||||||
05 | also die Organisirung in einem gegliederten Körper gehen möge, kann | ||||||
06 | nur die Erfahrung ausmachen, und wenn sie gleich mit Gewißheit zu keinem | ||||||
07 | unorganischen Theile gelangte, so müssen solche doch wenigstens in | ||||||
08 | der möglichen Erfahrung liegen. Aber wie weit sich die transscendentale | ||||||
09 | Theilung einer Erscheinung überhaupt erstrecke, ist gar keine Sache der | ||||||
10 | Erfahrung, sondern ein Principium der Vernunft, den empirischen Regressus | ||||||
11 | in der Decomposition des Ausgedehnten der Natur dieser Erscheinung | ||||||
12 | gemäß niemals für schlechthin vollendet zu halten. | ||||||
13 | Schlußanmerkung |
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14 | zur |
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15 | Auflösung der mathematisch transscendentalen und |
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16 | Vorerinnerung zur Auflösung der dynamisch |
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17 | transscendentalen Ideen. |
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18 | Als wir die Antinomie der reinen Vernunft durch alle transscendentale | ||||||
19 | Ideen in einer Tafel vorstellten, da wir den Grund dieses Widerstreits | ||||||
20 | und das einzige Mittel, ihn zu heben, anzeigten, welches darin bestand, | ||||||
21 | daß beide entgegengesetzte behauptungen für falsch erklärt wurden: so | ||||||
22 | haben wir allenthalben die bedingungen als zu ihrem Bedingten nach | ||||||
23 | Verhältnissen des Raumes und der Zeit gehörig vorgestellt, welches die | ||||||
24 | gewöhnliche Voraussetzung des gemeinen Menschenverstandes ist, worauf | ||||||
25 | denn auch jener Widerstreit gänzlich beruhte. In dieser Rücksicht waren | ||||||
26 | auch alle dialektische Vorstellungen der Totalität in der Reihe der Bedingungen | ||||||
27 | zu einem gegebenen Bedingten durch und durch von gleicher Art. | ||||||
28 | Es war immer eine Reihe, in welcher die Bedingung mit dem Bedingten | ||||||
29 | als Glieder derselben verknüpft und dadurch gleichartig waren, da denn | ||||||
30 | der Regressus niemals vollendet gedacht, oder, wenn dieses geschehen sollte, | ||||||
31 | ein an sich bedingtes Glied fälschlich als ein erstes, mithin als unbedingt, | ||||||
32 | angenommen werden müßte. Es wurde also zwar nicht allerwärts das | ||||||
33 | Object, d. i. das Bedingte, aber doch die Reihe der Bedingungen zu demselben | ||||||
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