Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 298

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 sie ist also beiderseitig begrenzt. So hätte ich meinen Beweis      
  02 führen können: allein dieser Begriff stimmt nicht mit dem, was man unter      
  03 einem unendlichen Ganzen versteht. Es wird dadurch nicht vorgestellt,      
  04 wie groß es sei, mithin ist sein Begriff auch nicht der Begriff eines      
  05 Maximum, sondern es wird dadurch nur sein Verhältniß zu einer beliebig      
  06 anzunehmenden Einheit, in Ansehung deren dasselbe größer ist als alle      
  07 Zahl, gedacht. Nachdem die Einheit nun größer oder kleiner angenommen      
  08 wird, würde das Unendliche größer oder kleiner sein; allein die Unendlichkeit,      
  09 da sie bloß in dem Verhältnisse zu dieser gegebenen Einheit besteht,      
  10 würde immer dieselbe bleiben, obgleich freilich die absolute Größe des Ganzen      
  11 dadurch gar nicht erkannt würde, davon auch hier nicht die Rede ist.      
           
  12 Der wahre (transscendentale) Begriff der Unendlichkeit ist: daß die      
  13 successive Synthesis der Einheit in Durchmessung eines Quantum niemals      
  14 vollendet sein kann.*) Hieraus folgt ganz sicher, daß eine Ewigkeit      
  15 wirklicher auf einander folgenden Zustände bis zu einem gegebenen (dem      
  16 gegenwärtigen) Zeitpunkte nicht verflossen sein kann, die Welt also einen      
  17 Anfang haben müsse.      
           
  18 In Ansehung des zweiten Theils der Thesis fällt die Schwierigkeit      
  19 von einer unendlichen und doch abgelaufenen Reihe zwar weg; denn das      
  20 Mannigfaltige einer der Ausdehnung nach unendlichen Welt ist zugleich      
  21 gegeben. Allein um die Totalität einer solchen Menge zu denken, da wir      
  22 uns nicht auf Grenzen berufen können, welche diese Totalität von selbst in      
  23 der Anschauung ausmachen, müssen wir von unserem Begriffe Rechenschaft      
           
    *) Dieses enthält dadurch eine Menge (von gegebener Einheit), die größer ist als alle Zahl, welches der mathematische Begriff des Unendlichen ist.      
           
     

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