Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 286

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 stattfindet, deren absolute Totalität die Vernunft fordert, welche nicht anders      
  02 als durch eine vollendete Theilung, dadurch die Realität der Materie      
  03 entweder in Nichts oder doch in das, was nicht mehr Materie ist, nämlich      
  04 das Einfache, verschwindet, stattfinden kann. Folglich ist hier auch eine      
  05 Reihe von Bedingungen und ein Fortschritt zum Unbedingten.      
           
  06 Drittens, was die Kategorien des realen Verhältnisses unter den Erscheinungen      
  07 anlangt, so schickt sich die Kategorie der Substanz mit ihren      
  08 Accidenzen nicht zu einer transscendentalen Idee; d. i. die Vernunft hat      
  09 keinen Grund, in Ansehung ihrer regressiv auf Bedingungen zu gehen.      
  10 Denn Accidenzen sind (so fern sie einer einigen Substanz inhäriren) einander      
  11 coordinirt und machen keine Reihe aus. In Ansehung der Substanz      
  12 aber sind sie derselben eigentlich nicht subordinirt, sondern die Art      
  13 zu existiren der Substanz selber. Was hiebei noch scheinen könnte eine      
  14 Idee der transscendentalen Vernunft zu sein, wäre der Begriff vom Substantiale.      
  15 Allein da dieses nichts Anderes bedeutet als den Begriff vom      
  16 Gegenstande überhaupt, welcher subsistirt, so fern man an ihm bloß das      
  17 transscendentale Subject ohne alle Prädicate denkt, hier aber nur die Rede      
  18 vom Unbedingten in der Reihe der Erscheinungen ist: so ist klar, daß das      
  19 Substantiale kein Glied in derselben ausmachen könne. Eben dasselbe      
  20 gilt auch von Substanzen in Gemeinschaft, welche bloße Aggregate sind      
  21 und keinen Exponenten einer Reihe haben, indem sie nicht einander als      
  22 Bedingungen ihrer Möglichkeit subordinirt sind, welches man wohl von      
  23 den Räumen sagen konnte, deren Grenze niemals an sich, sondern immer      
  24 durch einen andern Raum bestimmt war. Es bleibt also nur die Kategorie      
  25 der Causalität übrig, welche eine Reihe der Ursachen zu einer gegebenen      
  26 Wirkung darbietet, in welcher man von der letzteren als dem Bedingten      
  27 zu jenen als Bedingungen aufsteigen und der Vernunftfrage antworten      
  28 kann.      
           
  29 Viertens, die Begriffe des Möglichen, Wirklichen und Nothwendigen      
  30 führen auf keine Reihe, außer nur so fern das Zufällige im Dasein jederzeit      
  31 als bedingt angesehen werden muß und nach der Regel des Verstandes      
  32 auf eine Bedingung weiset, darunter es nothwendig ist, diese auf eine      
  33 höhere Bedingung zu weisen, bis die Vernunft nur in der Totalität dieser      
  34 Reihe die unbedingte Nothwendigkeit antrifft.      
           
  35 Es sind demnach nicht mehr als vier kosmologische Ideen nach den      
  36 vier Titeln der Kategorien, wenn man diejenigen aushebt, welche eine      
  37 Reihe in der Synthesis des Mannigfaltigen nothwendig bei sich führen.      
           
           
     

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