Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 278

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01
Beschluß der Auflösung des psychologischen Paralogisms.
     
           
  02 Der dialektische Schein in der rationalen Psychologie beruht auf der      
  03 Verwechselung einer Idee der Vernunft (einer reinen Intelligenz) mit dem      
  04 in allen Stücken unbestimmten Begriffe eines denkenden Wesens überhaupt.      
  05 Ich denke mich selbst zum Behuf einer möglichen Erfahrung, indem      
  06 ich noch von aller wirklichen Erfahrung abstrahire, und schließe daraus,      
  07 daß ich mich meiner Existenz auch außer der Erfahrung und den      
  08 empirischen Bedingungen derselben bewußt werden könne. Folglich verwechsele      
  09 ich die mögliche Abstraction von meiner empirisch bestimmten      
  10 Existenz mit dem vermeinten Bewußtsein einer abgesondert möglichen      
  11 Existenz meines denkenden Selbst und glaube das Substantiale in mir      
  12 als das transscendentale Subject zu erkennen, indem ich bloß die Einheit      
  13 des Bewußtseins, welche allem Bestimmen als der bloßen Form der Erkenntniß      
  14 zum Grunde liegt, in Gedanken habe.      
           
  15 Die Aufgabe, die Gemeinschaft der Seele mit dem Körper zu erklären,      
  16 gehört nicht eigentlich zu derjenigen Psychologie, wovon hier die Rede      
  17 ist, weil sie die Persönlichkeit der Seele auch außer dieser Gemeinschaft      
  18 (nach dem Tode) zu beweisen die Absicht hat und also im eigentlichen      
  19 Verstande transscendent ist, ob sie sich gleich mit einem Objecte der      
  20 Erfahrung beschäftigt, aber nur so fern es aufhört ein Gegenstand der Erfahrung      
  21 zu sein. Indessen kann auch hierauf nach unserem Lehrbegriffe      
  22 hinreichende Antwort gegeben werden. Die Schwierigkeit, welche diese      
  23 Aufgabe veranlaßt hat, besteht, wie bekannt, in der vorausgesetzten Ungleichartigkeit      
  24 des Gegenstandes des inneren Sinnes (der Seele) mit den      
  25 Gegenständen äußerer Sinne, da jenem nur die Zeit, diesen auch der Raum      
  26 zur formalen Bedingung ihrer Anschauung anhängt. Bedenkt man aber,      
  27 daß beiderlei Art von Gegenständen hierin sich nicht innerlich, sondern      
  28 nur, so fern einer dem andern äußerlich erscheint, von einander unterscheiden,      
  29 mithin das, was der Erscheinung der Materie als Ding an sich      
  30 selbst zum Grunde liegt, vielleicht so ungleichartig nicht sein dürfte, so      
  31 verschwindet diese Schwierigkeit, und es bleibt keine andere übrig, als die,      
  32 wie überhaupt eine Gemeinschaft von Substanzen möglich sei, welche zu      
  33 lösen ganz außer dem Felde der Psychologie und, wie der Leser nach dem,      
  34 was in der Analytik von Grundkräften und Vermögen gesagt worden,      
  35 leicht urtheilen wird, ohne allen Zweifel auch außer dem Felde aller menschlichen      
  36 Erkenntniß liegt.      
           
           
     

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