Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 276

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 soll, in getäuschte Erwartung; wobei gleichwohl die Strenge der Kritik      
  02 dadurch, daß sie zugleich die Unmöglichkeit beweiset, von einem Gegenstande      
  03 der Erfahrung über die Erfahrungsgrenze hinaus etwas dogmatisch      
  04 auszumachen, der Vernunft bei diesem ihrem Interesse den ihr nicht      
  05 unwichtigen Dienst thut, sie eben sowohl wider alle mögliche Behauptungen      
  06 des Gegentheils in Sicherheit zu stellen; welches nicht anders geschehen      
  07 kann, als so, daß man entweder seinen Satz apodiktisch beweiset,      
  08 oder, wenn dieses nicht gelingt, die Quellen dieses Unvermögens aufsucht,      
  09 welche, wenn sie in den nothwendigen Schranken unserer Vernunft liegen,      
  10 alsdann jeden Gegner gerade demselben Gesetze der Entsagung aller Ansprüche      
  11 auf dogmatische Behauptung unterwerfen müssen.      
           
  12 Gleichwohl wird hiedurch für die Befugniß, ja gar die Nothwendigkeit      
  13 der Annehmung eines künftigen Lebens nach Grundsätzen des mit      
  14 dem speculativen verbundenen praktischen Vernunftgebrauchs hiebei nicht      
  15 das mindeste verloren; denn der bloß speculative Beweis hat auf die gemeine      
  16 Menschenvernunft ohnedem niemals einigen Einfluß haben können.      
  17 Er ist so auf einer Haaresspitze gestellt, daß selbst die Schule ihn auf derselben      
           
     

[ Seite 275 ] [ Seite 277 ] [ Inhaltsverzeichnis ]