Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 264 |
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01 | Lust oder Unlust), welche zu der allgemeinen Vorstellung des Selbstbewußtseins | ||||||
02 | hinzu käme, würde die rationale Psychologie sogleich in eine | ||||||
03 | empirische verwandeln. | ||||||
04 | Ich denke, ist also der alleinige Text der rationalen Psychologie, | ||||||
05 | aus welchem sie ihre ganze Weisheit auswickeln soll. Man sieht leicht, | ||||||
06 | daß dieser Gedanke, wenn er auf einen Gegenstand (mich selbst) bezogen | ||||||
07 | werden soll, nichts anders als transscendentale Prädicate desselben enthalten | ||||||
08 | könne: weil das mindeste empirische Prädicat die rationale Reinigkeit | ||||||
09 | und Unabhängigkeit der Wissenschaft von aller Erfahrung verderben | ||||||
10 | würde. | ||||||
11 | Wir werden aber hier bloß dem Leitfaden der Kategorien zu folgen | ||||||
12 | haben; nur da hier zuerst ein Ding, Ich, als denkend Wesen gegeben worden, | ||||||
13 | so werden wir zwar die obige Ordnung der Kategorien unter einander, | ||||||
14 | wie sie in ihrer Tafel vorgestellt ist, nicht verändern, aber doch hier | ||||||
15 | von der Kategorie der Substanz anfangen, dadurch ein Ding an sich selbst | ||||||
16 | vorgestellt wird, und so ihrer Reihe rückwärts nachgehen. Die Topik der | ||||||
17 | rationalen Seelenlehre, woraus alles übrige, was sie nur enthalten mag, | ||||||
18 | abgeleitet werden muß, ist demnach folgende: | ||||||
19 | 1. | ||||||
20 | Die Seele ist | ||||||
21 | Substanz. | ||||||
22 | 2. | 3. | |||||
23 | Ihrer Qualität nach | Den verschiedenen Zeiten nach, | |||||
24 | einfach. | in welchen sie da ist, | |||||
25 | numerisch=identisch, d.i. | ||||||
26 | Einheit (nicht Vielheit). | ||||||
27 | 4. | ||||||
28 | Im Verhältnisse | ||||||
29 | zu möglichen Gegenständen im Raume*). | ||||||
*) Der Leser, der aus diesen Ausdrücken in ihrer transscendentalen Abgezogenheit nicht so leicht den psychologischen Sinn derselben, und warum das letztere Attribut der Seele zur Kategorie der Existenz gehöre, errathen wird, wird sie in dem Folgenden hinreichend erklärt und gerechtfertigt finden. Übrigens habe ich wegen der lateinischen Ausdrücke, die statt der gleichbedeutenden deutschen wider den Geschmack der guten Schreibart eingeflossen sind, sowohl bei diesem Abschnitte, als auch [Seitenumbruch] in Ansehung des ganzen Werks zur Entschuldigung anzuführen: daß ich lieber etwas der Zierlichkeit der Sprache habe entziehen, als den Schulgebrauch durch die mindeste Unverständlichkeit erschweren wollen. | |||||||
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