Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 261

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
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Der

     
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Transscendentalen Dialektik

     
           
  03

Zweites Buch.

     
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Von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft.

     
           
  05 Man kann sagen, der Gegenstand einer bloßen transscendentalen      
  06 Idee sei etwas, wovon man keinen Begriff hat, obgleich diese Idee ganz      
  07 nothwendig in der Vernunft nach ihren ursprünglichen Gesetzen erzeugt      
  08 worden. Denn in der That ist auch von einem Gegenstande, der der      
  09 Forderung der Vernunft adäquat sein soll, kein Verstandesbegriff möglich,      
  10 d. i. ein solcher, welcher in einer möglichen Erfahrung gezeigt und anschaulich      
  11 gemacht werden kann. Besser würde man sich doch und mit weniger      
  12 Gefahr des Mißverständnisses ausdrücken, wenn man sagte: daß      
  13 wir vom Object, welches einer Idee correspondirt, keine Kenntniß, obzwar      
  14 einen problematischen Begriff haben können.      
           
  15 Nun beruht wenigstens die transscendentale (subjective) Realität der      
  16 reinen Vernunftbegriffe darauf, daß wir durch einen nothwendigen Vernunftschluß      
  17 auf solche Ideen gebracht werden. Also wird es Vernunftschlüsse      
  18 geben, die keine empirische Prämissen enthalten und vermittelst      
  19 deren wir von etwas, das wir kennen, auf etwas anderes schließen, wovon      
  20 wir doch keinen Begriff haben, und dem wir gleichwohl durch einen unvermeidlichen      
  21 Schein objective Realität geben. Dergleichen Schlüsse sind in      
  22 Ansehung ihres Resultats also eher vernünftelnde als Vernunftschlüsse      
  23 zu nennen: wiewohl sie ihrer Veranlassung wegen wohl den letzteren Namen      
  24 führen können, weil sie doch nicht erdichtet oder zufällig entstanden,      
  25 sondern aus der Natur der Vernunft entsprungen sind. Es sind Sophisticationen      
  26 nicht der Menschen, sondern der reinen Vernunft selbst, von denen      
  27 selbst der Weiseste unter allen Menschen sich nicht losmachen und vielleicht      
  28 zwar nach vieler Bemühung den Irrthum verhüten, den Schein aber, der      
  29 ihn unaufhörlich zwackt und äfft, niemals völlig los werden kann.      
           
  30 Dieser dialektischen Vernunftschlüsse giebt es also nur dreierlei Arten,      
  31 so vielfach als die Ideen sind, auf die ihre Schlußsätze auslaufen. In dem      
  32 Vernunftschlusse der ersten Classe schließe ich von dem transscendentalen      
  33 Begriffe des Subjects, der nichts Mannigfaltiges enthält, auf die absolute      
  34 Einheit dieses Subjects selber, von welchem ich auf diese Weise gar keinen      
           
     

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