Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 257 |
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01 | a parte priori schon hinreichend bestimmt und gesichert ist. Es mag nun | ||||||
02 | sein, daß auf der Seite der Bedingungen die Reihe der Prämissen ein | ||||||
03 | Erstes habe als oberste Bedingung oder nicht und also a parte priori | ||||||
04 | ohne Grenzen sei; so muß sie doch Totalität der Bedingung enthalten, gesetzt | ||||||
05 | daß wir niemals dahin gelangen könnten, sie zu fassen; und die ganze | ||||||
06 | Reihe muß unbedingt wahr sein, wenn das Bedingte, welches als eine daraus | ||||||
07 | entspringende Folgerung angesehen wird, als wahr gelten soll. Dieses | ||||||
08 | ist eine Forderung der Vernunft, die ihr Erkenntniß als a priori bestimmt | ||||||
09 | und als nothwendig ankündigt: entweder an sich selbst, und dann bedarf | ||||||
10 | es keiner Gründe, oder, wenn es abgeleitet ist, als ein Glied einer Reihe | ||||||
11 | von Gründen, die selbst unbedingter Weise wahr ist. | ||||||
12 | Des |
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13 | Ersten Buchs der transscendentalen Dialektik |
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14 | Dritter Abschnitt. |
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15 | System der transscendentalen Ideen. |
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16 | Wir haben es hier nicht mit einer logischen Dialektik zu thun, welche | ||||||
17 | von allem Inhalte der Erkenntniß abstrahirt und lediglich den falschen | ||||||
18 | Schein in der Form der Vernunftschlüsse aufdeckt, sondern mit einer transscendentalen, | ||||||
19 | welche völlig a priori den Ursprung gewisser Erkenntnisse | ||||||
20 | aus reiner Vernunft und geschlossener Begriffe, deren Gegenstand empirisch | ||||||
21 | gar nicht gegeben werden kann, die also gänzlich außer dem Vermögen | ||||||
22 | des reinen Verstandes liegen, enthalten soll. Wir haben aus der | ||||||
23 | natürlichen Beziehung, die der transscendentale Gebrauch unserer Erkenntniß | ||||||
24 | sowohl in Schlüssen, als Urtheilen auf den logischen haben muß, | ||||||
25 | abgenommen: daß es nur drei Arten von dialektischen Schlüssen geben | ||||||
26 | werde, die sich auf die dreierlei Schlußarten beziehen, durch welche Vernunft | ||||||
27 | aus Principien zu Erkenntnissen gelangen kann, und daß in allen | ||||||
28 | ihr Geschäfte sei, von der bedingten Synthesis, an die der Verstand jederzeit | ||||||
29 | gebunden bleibt, zur unbedingten aufzusteigen, die er niemals erreichen | ||||||
30 | kann. | ||||||
31 | Nun ist das Allgemeine aller Beziehung, die unsere Vorstellungen | ||||||
32 | haben können: 1) die Beziehung aufs Subject, 2) die Beziehung auf | ||||||
33 | Objecte und zwar entweder als Erscheinungen, oder als Gegenstände | ||||||
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