Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 171 |
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01 | nur lediglich in der Apprehension, d. i. bloß subjectiv, aber dadurch gar | ||||||
02 | nicht objectiv bestimmt, welches eigentlich das Vorhergehende und welches | ||||||
03 | das Nachfolgende der Wahrnehmungen sein müßte. Wir würden auf solche | ||||||
04 | Weise nur ein Spiel der Vorstellungen haben, das sich auf gar kein Object | ||||||
05 | bezöge, d. i. es würde durch unsre Wahrnehmung eine Erscheinung | ||||||
06 | von jeder andern dem Zeitverhältnisse nach gar nicht unterschieden werden, | ||||||
07 | weil die Succession im Apprehendiren allerwärts einerlei und also | ||||||
08 | nichts in der Erscheinung ist, was sie bestimmt, so daß dadurch eine gewisse | ||||||
09 | Folge als objectiv nothwendig gemacht wird. Ich werde also nicht | ||||||
10 | sagen, daß in der Erscheinung zwei Zustände auf einander folgen; sondern | ||||||
11 | nur, daß eine Apprehension auf die andre folgt, welches bloß etwas Subjectives | ||||||
12 | ist und kein Object bestimmt, mithin gar nicht für Erkenntniß | ||||||
13 | irgend eines Gegenstandes (selbst nicht in der Erscheinung) gelten kann. | ||||||
14 | Wenn wir also erfahren, daß etwas geschieht, so setzen wir dabei jederzeit | ||||||
15 | voraus, daß irgend etwas vorausgehe, worauf es nach einer Regel | ||||||
16 | folgt. Denn ohne dieses würde ich nicht von dem Object sagen, daß es | ||||||
17 | folge, weil die bloße Folge in meiner Apprehension, wenn sie nicht durch | ||||||
18 | eine Regel in Beziehung auf ein Vorhergehendes bestimmt ist, keine Folge | ||||||
19 | im Objecte berechtigt. Also geschieht es immer in Rücksicht auf eine Regel, | ||||||
20 | nach welcher die Erscheinungen in ihrer Folge, d. i. so wie sie geschehen, | ||||||
21 | durch den vorigen Zustand bestimmt sind, daß ich meine subjective Synthesis | ||||||
22 | (der Apprehension) objectiv mache, und nur lediglich unter dieser | ||||||
23 | Voraussetzung allein ist selbst die Erfahrung von etwas, was geschieht, | ||||||
24 | möglich. | ||||||
25 | Zwar scheint es, als widerspreche dieses allen Bemerkungen, die man | ||||||
26 | jederzeit über den Gang unseres Verstandesgebrauchs gemacht hat, nach | ||||||
27 | welchen wir nur allererst durch die wahrgenommenen und verglichenen | ||||||
28 | übereinstimmenden Folgen vieler Begebenheiten auf vorhergehende Erscheinungen, | ||||||
29 | eine Regel zu entdecken, geleitet worden, der gemäß gewisse | ||||||
30 | Begebenheiten auf gewisse Erscheinungen jederzeit folgen und dadurch zuerst | ||||||
31 | veranlaßt worden, uns den Begriff von Ursache zu machen. Auf solchen | ||||||
32 | Fuß würde dieser Begriff bloß empirisch sein, und die Regel, die er | ||||||
33 | verschafft, daß alles, was geschieht, eine Ursache habe, würde eben so zufällig | ||||||
34 | sein, als die Erfahrung selbst: seine Allgemeinheit und Nothwendigkeit | ||||||
35 | wären alsdann nur angedichtet und hätten keine wahre allgemeine | ||||||
36 | Gültigkeit, weil sie nicht a priori, sondern nur auf Induction gegründet | ||||||
37 | wären. Es geht aber hiemit so, wie mit andern reinen Vorstellungen | ||||||
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