Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 167 |
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01 | Beweis. |
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02 | (Daß) alle Erscheinungen der Zeitfolge insgesammt nur Veränderungen, | ||||||
03 | d. i. ein successives Sein und Nichtsein der Bestimmungen | ||||||
04 | der Substanz, seien, die da beharrt, folglich das Sein der Substanz selbst, | ||||||
05 | welches aufs Nichtsein derselben folgt, oder das Nichtsein derselben, welches | ||||||
06 | aufs Dasein folgt, mit anderen Worten, daß das Entstehen oder Vergehen | ||||||
07 | der Substanz selbst nicht stattfinde, hat der vorige Grundsatz dargethan. | ||||||
08 | Dieser hätte auch so ausgedrückt werden können: Aller Wechsel | ||||||
09 | (Succession) der Erscheinungen ist nur Veränderung; denn Entstehen | ||||||
10 | oder Vergehen der Substanz sind keine Veränderungen derselben, | ||||||
11 | weil der Begriff der Veränderung eben dasselbe Subject mit zwei entgegengesetzten | ||||||
12 | Bestimmungen als existirend, mithin als beharrend voraussetzt. | ||||||
13 | -Nach dieser Vorerinnerung folgt der Beweis). | ||||||
14 | Ich nehme wahr, daß Erscheinungen auf einander folgen, d. i. daß | ||||||
15 | ein Zustand der Dinge zu einer Zeit ist, dessen Gegentheil im vorigen Zustande | ||||||
16 | war. Ich verknüpfe also eigentlich zwei Wahrnehmungen in der | ||||||
17 | Zeit. Nun ist Verknüpfung kein Werk des bloßen Sinnes und der Anschauung, | ||||||
18 | sondern hier das Product eines synthetischen Vermögens der | ||||||
19 | Einbildungskraft, die den inneren Sinn in Ansehung des Zeitverhältnisses | ||||||
20 | bestimmt. Diese kann aber gedachte zwei Zustände auf zweierlei Art verbinden, | ||||||
21 | so daß der eine oder der andere in der Zeit vorausgehe; denn die | ||||||
22 | Zeit kann an sich selbst nicht wahrgenommen und in Beziehung auf sie | ||||||
23 | gleichsam empirisch, was vorhergehe und was folge, am Objecte bestimmt | ||||||
24 | werden. Ich bin mir also nur bewußt, daß meine Imagination eines vorher, | ||||||
25 | das andere nachher setze, nicht daß im Objecte der eine Zustand vor | ||||||
26 | dem anderen vorhergehe, oder, mit anderen Worten, es bleibt durch die | ||||||
27 | bloße Wahrnehmung das objective Verhältniß der einander folgenden | ||||||
28 | Erscheinungen unbestimmt. Damit dieses nun als bestimmt erkannt | ||||||
29 | werde, muß das Verhältniß zwischen den beiden Zuständen so gedacht | ||||||
30 | werden, daß dadurch als nothwendig bestimmt wird, welcher derselben | ||||||
31 | vorher, welcher nachher und nicht umgekehrt müsse gesetzt werden. Der | ||||||
32 | Begriff aber, der eine Nothwendigkeit der synthetischen Einheit bei sich | ||||||
33 | führt, kann nur ein reiner Verstandesbegriff sein, der nicht in der Wahrnehmung | ||||||
34 | liegt; und das ist hier der Begriff des Verhältnisses der | ||||||
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