Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 157 |
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01 | vollkommen erfüllt sein mögen, so daß in keinem von jenen ein Punkt | ||||||
02 | ist, in welchem nicht ihre Gegenwart anzutreffen wäre, so habe doch jedes | ||||||
03 | Reale bei derselben Qualität ihren Grad (des Widerstandes oder des Wiegens), | ||||||
04 | welcher ohne Verminderung der extensiven Größe oder Menge ins | ||||||
05 | Unendliche kleiner sein kann, ehe sie in das Leere übergeht und verschwindet. | ||||||
06 | So kann eine Ausspannung, die einen Raum erfüllt, z. B. Wärme, | ||||||
07 | und auf gleiche Weise jede andere Realität (in der Erscheinung), ohne im | ||||||
08 | mindesten den kleinsten Theil dieses Raumes leer zu lassen, in ihren Graden | ||||||
09 | ins Unendliche abnehmen und nichts desto weniger den Raum mit | ||||||
10 | diesen kleineren Graden eben sowohl erfüllen, als eine andere Erscheinung | ||||||
11 | mit größeren. Meine Absicht ist hier keinesweges, zu behaupten, daß dieses | ||||||
12 | wirklich mit der Verschiedenheit der Materien ihrer specifischen Schwere | ||||||
13 | nach so bewandt sei, sondern nur aus einem Grundsatze des reinen Verstandes | ||||||
14 | darzuthun: daß die Natur unserer Wahrnehmungen eine solche | ||||||
15 | Erklärungsart möglich mache, und daß man fälschlich das Reale der Erscheinung | ||||||
16 | dem Grade nach als gleich und nur der Aggregation und deren | ||||||
17 | extensiven Größe nach als verschieden annehme und dieses sogar vorgeblicher | ||||||
18 | maßen durch einen Grundsatz des Verstandes a priori behaupte. | ||||||
19 | Es hat gleichwohl diese Anticipation der Wahrnehmung für einen | ||||||
20 | der transscendentalen Überlegung gewohnten und dadurch behutsam gewordenen | ||||||
21 | Nachforscher immer etwas Auffallendes an sich und erregt darüber | ||||||
22 | einiges Bedenken, daß der Verstand einen dergleichen synthetischen | ||||||
23 | Satz, als der von dem Grad alles Realen in den Erscheinungen ist, und | ||||||
24 | mithin der Möglichkeit des innern Unterschiedes der Empfindung selbst, | ||||||
25 | wenn man von ihrer empirischen Qualität abstrahirt, anticipiren könne; | ||||||
26 | und es ist also noch eine der Auflösung nicht unwürdige Frage: wie der | ||||||
27 | Verstand hierin synthetisch über Erscheinungen a priori aussprechen und | ||||||
28 | diese sogar in demjenigen, was eigentlich und bloß empirisch ist, nämlich | ||||||
29 | die Empfindung angeht, anticipiren könne. | ||||||
30 | Die Qualität der Empfindung ist jederzeit bloß empirisch und kann | ||||||
31 | a priori gar nicht vorgestellt werden (z. B. Farben, Geschmack etc.). Aber | ||||||
32 | das Reale, was den Empfindungen überhaupt correspondirt im Gegensatz | ||||||
33 | mit der Negation = 0, stellt nur etwas vor, dessen Begriff an sich ein | ||||||
34 | Sein enthält, und bedeutet nichts als die Synthesis in einem empirischen | ||||||
35 | Bewußtsein überhaupt. In dem innern Sinn nämlich kann das empirische | ||||||
36 | Bewußtsein von 0 bis zu jedem größern Grade erhöht werden, so daß eben | ||||||
37 | dieselbe extensive Größe der Anschauung (z. B. erleuchtete Fläche) so große | ||||||
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