Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 134 |
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01 | Begriff muß dasjenige enthalten, was in dem darunter zu subsumirenden | ||||||
02 | Gegenstande vorgestellt wird, denn das bedeutet eben der Ausdruck: ein | ||||||
03 | Gegenstand sei unter einem Begriffe enthalten. So hat der empirische | ||||||
04 | Begriff eines Tellers mit dem reinen geometrischen eines Cirkels | ||||||
05 | Gleichartigkeit, indem die Rundung, die in dem ersteren gedacht wird, | ||||||
06 | sich im letzteren anschauen läßt. | ||||||
07 | Nun sind aber reine Verstandesbegriffe in Vergleichung mit empirischen | ||||||
08 | (ja überhaupt sinnlichen) Anschauungen ganz ungleichartig und | ||||||
09 | können niemals in irgend einer Anschauung angetroffen werden. Wie ist | ||||||
10 | nun die Subsumtion der letzteren unter die erste, mithin die Anwendung | ||||||
11 | der Kategorie auf Erscheinungen möglich, da doch niemand sagen | ||||||
12 | wird: diese, z. B. die Causalität, könne auch durch Sinne angeschauet | ||||||
13 | werden und sei in der Erscheinung enthalten? Diese so natürliche und erhebliche | ||||||
14 | Frage ist nun eigentlich die Ursache, welche eine transscendentale | ||||||
15 | Doctrin der Urtheilskraft nothwendig macht, um nämlich die Möglichkeit | ||||||
16 | zu zeigen, wie reine Verstandesbegriffe auf Erscheinungen überhaupt | ||||||
17 | angewandt werden können. In allen anderen Wissenschaften, wo die Begriffe, | ||||||
18 | durch die der Gegenstand allgemein gedacht wird, von denen, die | ||||||
19 | diesen in concreto vorstellen, wie er gegeben wird, nicht so unterschieden | ||||||
20 | und heterogen sind, ist es unnöthig, wegen der Anwendung des ersteren | ||||||
21 | auf den letzten besondere Erörterung zu geben. | ||||||
22 | Nun ist es klar, daß es ein Drittes geben müsse, was einerseits mit der | ||||||
23 | Kategorie, andererseits mit der Erscheinung in Gleichartigkeit stehen mu | ||||||
24 | und die Anwendung der ersteren auf die letzte möglich macht. Diese vermittelnde | ||||||
25 | Vorstellung muß rein (ohne alles Empirische) und doch einerseits | ||||||
26 | intellectuell, andererseits sinnlich sein. Eine solche ist das | ||||||
27 | transscendentale Schema. | ||||||
28 | Der Verstandesbegriff enthält reine synthetische Einheit des Mannigfaltigen | ||||||
29 | überhaupt. Die Zeit, als die formale Bedingung des Mannigfaltigen | ||||||
30 | des inneren Sinnes, mithin der Verknüpfung aller Vorstellungen, | ||||||
31 | enthält ein Mannigfaltiges a priori in der reinen Anschauung. Nun ist | ||||||
32 | eine transscendentale Zeitbestimmung mit der Kategorie (die die Einheit | ||||||
33 | derselben ausmacht) so fern gleichartig, als sie allgemein ist und | ||||||
34 | auf einer Regel a priori beruht. Sie ist aber andererseits mit der Erscheinung | ||||||
35 | so fern gleichartig, als die Zeit in jeder empirischen Vorstellung | ||||||
36 | des Mannigfaltigen enthalten ist. Daher wird eine Anwendung | ||||||
37 | der Kategorie auf Erscheinungen möglich sein vermittelst der transscendentalen | ||||||
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