Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 096 |
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01 | Dieser Unterschied muß doch einen Grund in der Natur des Verstandes | ||||||
02 | haben. | ||||||
03 | 2te Anmerk. Daß allerwärts eine gleiche Zahl der Kategorien jeder | ||||||
04 | Classe, nämlich drei, sind, welches eben sowohl zum Nachdenken auffordert, | ||||||
05 | da sonst alle Eintheilung a priori durch Begriffe Dichotomie sein muß. | ||||||
06 | Dazu kommt aber noch, daß die dritte Kategorie allenthalben aus der | ||||||
07 | Verbindung der zweiten mit der ersten ihrer Classe entspringt. | ||||||
08 | So ist die Allheit (Totalität) nichts anders als die Vielheit, als | ||||||
09 | Einheit betrachtet, die Einschränkung nichts anders als Realität, mit | ||||||
10 | Negation verbunden, die Gemeinschaft ist die Causalität einer Substanz | ||||||
11 | in Bestimmung der andern wechselseitig, endlich die Nothwendigkeit | ||||||
12 | nichts anders als die Existenz, die durch die Möglichkeit selbst gegeben | ||||||
13 | ist. Man denke aber ja nicht, daß darum die dritte Categorie ein bloß abgeleiteter | ||||||
14 | und kein Stammbegriff des reinen Verstandes sei. Denn die | ||||||
15 | Verbindung der ersten und zweiten, um den dritten Begriff hervorzubringen, | ||||||
16 | erfordert einen besonderen Actus des Verstandes, der nicht mit | ||||||
17 | dem einerlei ist, der beim ersten und zweiten ausgeübt wird. So ist der | ||||||
18 | Begriff einer Zahl (die zur Kategorie der Allheit gehört) nicht immer | ||||||
19 | möglich, wo die Begriffe der Menge und der Einheit sind (z. B. in der | ||||||
20 | Vorstellung des Unendlichen), oder daraus, daß ich den Begriff einer Ursache | ||||||
21 | und den einer Substanz beide verbinde, noch nicht sofort der Einfluß, | ||||||
22 | d. i. wie eine Substanz Ursache von etwas in einer anderen Substanz | ||||||
23 | werden könne, zu verstehen. Daraus erhellt, daß dazu ein besonderer | ||||||
24 | Actus des Verstandes erforderlich sei, und so bei den übrigen. | ||||||
25 | 3te Anmerk. Von einer einzigen Kategorie, nämlich der der Gemeinschaft, | ||||||
26 | die unter dem dritten Titel befindlich ist, ist die Übereinstimmung | ||||||
27 | mit der in der Tafel der logischen Functionen ihm correspondirenden | ||||||
28 | Form eines disjunctiven Urtheils nicht so in die Augen fallend, | ||||||
29 | als bei den übrigen. | ||||||
30 | Um sich dieser Übereinstimmung zu versichern, muß man bemerken: | ||||||
31 | daß in allen disjunctiven Urtheilen die Sphäre (die Menge alles dessen, | ||||||
32 | was unter ihm enthalten ist) als ein Ganzes in Theile (die untergeordneten | ||||||
33 | Begriffe) getheilt vorgestellt wird, und, weil einer nicht unter dem | ||||||
34 | andern enthalten sein kann, sie als einander coordinirt, nicht subordinirt, | ||||||
35 | so daß sie einander nicht einseitig wie in einer Reihe, | ||||||
36 | sondern wechselseitig als in einem Aggregat bestimmen (wenn ein | ||||||
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