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Kant: AA II, Versuch den Begriff der ... , Seite 186 |
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Text (Kant): |
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01 |
einem elektrischen Körper nahe genug gebracht wird, doch so, daß sie keinen |
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Funken aus ihm zieht. Ich behaupte nun, daß bei den Erwärmungen |
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oder Erkältungen, d. i. bei allen Veränderungen der Wärme oder Kälte, |
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vornehmlich den schnellen, die in einem zusammenhängenden Mittelraum |
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oder in die Länge ausgebreiteten Körper an einem Ende geschehen, jederzeit |
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gleichsam zwei Pole der Wärme anzutreffen sind, wovon der eine |
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positiv, d. i. über den vorigen Grad des gedachten Körpers, der andere |
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negativ, nämlich unter diesem Grad warm, d. i. kalt, wird. Man weiß, |
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daß verschiedene Erdgrüfte inwendig desto stärkeren Frost zeigen, je mehr |
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draußen die Sonne Luft und Erde erwärmt, und Mathias Bel, der die |
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im karpatischen Gebürge beschreibt, fügt hinzu, daß es eine Gewohnheit |
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der Bauren in Siebenbürgen sei ihr Getränk kalt zu machen, wenn sie |
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es in die Erde verscharren und ein schnell brennendes Feuer drüber |
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machen. Es scheint, daß die Erdschichte in dieser Zeit auf der oberen |
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Fläche nicht positiv warm werden könne, ohne in etwas größerer Tiefe die |
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Negative davon zu sein. Boerhave führt sonst an, daß das Feuer der |
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Schmiedeherde in einem gewissen Abstande Kälte verursacht habe. In der |
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freien Luft über der Erdfläche scheint eben so wohl diese Entgegensetzung, |
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vornehmlich bei den schnellen Veränderungen, zu herrschen. Herr Jacobi |
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führt irgendwo in dem Hamb. Magazin an: daß bei der strengen Kälte, |
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die oftermals weit gestreckte Länder angreift, doch gemeiniglich in einem |
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langen Striche ansehnliche Plätze zwischen inne liegen, wo es temperirt |
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und gelinde ist. Eben so fand Herr Äpinus bei der Röhre, deren ich gedachte: |
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daß von dem positiven Pol des einen Endes bis zum negativen |
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des andern in gewissen Weiten die positiv= und negativ=elektrische Stellen |
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abwechselten. Es scheint, es könne in irgend einer Region der Luft die |
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Erwärmung nicht anheben, ohne in einer andern gleichsam die Wirkung |
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eines negativen Pols, d. i. Kälte, eben dadurch zu veranlassen, und auf |
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diesen Fuß wird umgekehrt die an einem Orte behende zunehmende Kälte |
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die Wärme in einer andern Gegend zu vermehren dienen, gleichwie, wenn |
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ein an einem Ende erhitzter metallner Stab plötzlich im Wasser abgekühlt |
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wird, die Wärme des andern Endes zunimmt.*) Demnach hört der |
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*) Die Versuche, um sich der entgegengesetzten Pole der Wärme gewiß zu machen, würden, wie mich dünkt, leicht anzustellen sein. In einer blechernen horizontalen Röhre von der Länge eines Fußes, welche an beiden Enden ein paar Zoll senkrecht in die Höhe gebogen wäre, wenn sie mit Weingeist angefüllt und auf der einen Seite derselbe angesteckt würde, indem in dem andern Ende das Thermometer [Seitenumbruch] stände, würde sich meinem Vermuthen nach diese negative Entgegensetzung bald zeigen; wie man denn, um durch einseitige Erkältung die Wirkung auf der andern Seite wahrzunehmen, sich des Salzwassers bedienen könnte, in welches auf der einen Seite gestoßen Eis geworfen werden könnte. Bei dieser Gelegenheit will ich nur noch bemerken, von welcher Beobachtung, die ich wünsche angestellt zu sehen, aller Wahrscheinlichkeit nach die Erklärung der künstlichen Kälte und Wärme bei den Auflösungen gewisser vermengten Materien viel Licht bekommen würde. Ich überrede mich nämlich: daß der Unterschied dieser Erscheinungen vornehmlich darauf beruhen werde, ob die vermengte Flüssigkeiten nach der völligen Vereinbarung mehr oder weniger Volumen einnehmen, als ihr Raumesinhalt zusammen genommen vor der Vermischung austrug. Im ersteren Falle, behaupte ich, werden sie Wärme, im zweiten Kälte am Thermometer zeigen. Denn in dem Falle, da sie nach der Vermengung ein dichteres Medium geben, ist nicht allein mehr attractivische Materie, welche das Element des benachbarten Feuers in sich zieht, als vorher in einem gleichen Raum, sondern es ist auch zu vermuthen: daß das Anziehungsvermögen größer werde, als nach Proportion der zunehmenden Dichtigkeit, indessen daß vielleicht die Ausspannungskraft des verdichteten Äthers nur so wie bei der Luft in Verhältniß der Dichtigkeit zunimmt, weil nach dem Newton die Anziehungen in großer Naheit in viel größerer Proportion stehen als der umgekehrten der Entfernungen. Auf solche Weise wird die Mischung, wenn sie mehr Dichtigkeit hat, als beider mengbarer Sachen Dichtigkeit vor der Vermengung zusammen genommen, in Ansehung der benachbarten Körper das Übergewicht der Anziehung gegen das Elementarfeuer zeigen, und, indem sie das Thermometer desselben beraubt, Kälte blicken lassen. Alles aber wird umgekehrt vor sich gehen, wenn die Mischung ein dünneres Medium giebt. Denn indem sie eine Menge Elementarfeuers fahren läßt, so ziehen es benachbarte Materien an und zeigen das Phänomenon der Wärme. Der Ausgang der Versuche entspricht nicht immer den Vermuthungen. Wenn aber die Versuche nicht lediglich eine Sache des Ungefährs sein sollen, so müssen sie durch Vermuthung veranlaßt werden. |
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