Kant: AA II, M. Immanuel Kants Neuer ... , Seite 019 |
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01 | von Paris vom Morgen gegen Abend wider eine Mauer geschossen wird, | ||||||
02 | so sagt selbst der Philosoph, sie bewege sich mit 600 Fuß in einer Secunde | ||||||
03 | Geschwindigkeit, ob er gleich zugesteht: daß, weil die Erde in dieser Breite | ||||||
04 | beinahe eben die Bewegung von Abend gegen Morgen hat, die Kraft des | ||||||
05 | Pulvers eigentlich nichts anders gethan hat als nur diese Bewegung der | ||||||
06 | Kugel aufzuheben; gleichwohl, und ohne sich durch die tägliche oder jährliche | ||||||
07 | Bewegung der Erde irren zu lassen, gesteht man heimlich: daß die | ||||||
08 | Verhältnisse, die die Kugel und die Mauer in Ansehung des nahe oder | ||||||
09 | weit umher umgebenden Raumes haben, hier nichts zur Sache thun, sondern | ||||||
10 | es bloß auf die Beziehung ankomme, die diese zwei Körper gegen | ||||||
11 | einander haben. Bei solchem Geständnisse aber, welchem von beiden wollte | ||||||
12 | man respective auf den andern die Ruhe beilegen? da das Phänomenon | ||||||
13 | der Veränderung nichts anders zu erkennen giebt, als daß beide einander | ||||||
14 | genähert werden, wenn man nicht vielmehr zugiebt, daß beide sich gegen | ||||||
15 | einander bewegen, die Kugel gegen die Mauer und die Mauer gegen die | ||||||
16 | Kugel, und zwar eine mit so viel Kraft als die andere. | ||||||
17 | Man sehe nämlich den Raum, der zwischen beiden Körpern zurückgelegt | ||||||
18 | wird, dividirt durch die Zeit, als die Summe der beiderseitigen Geschwindigkeiten | ||||||
19 | an; man spreche: wie sich verhält die Summe der Massen | ||||||
20 | A und B zu der Masse des Körpers A, so verhält sich die gegebene Geschwindigkeit | ||||||
21 | zu der Geschwindigkeit des Körpers B, welche, wenn man sie | ||||||
22 | von der gedachten Totalgeschwindigkeit abzieht, die Geschwindigkeit von | ||||||
23 | A übrig läßt. Alsdann wird man die ganze vorgegangene Veränderung | ||||||
24 | unter beide Körper gleich vertheilt haben, und mit diesen gleichen Kräften | ||||||
25 | werden sie einander auch im Stoße treffen. Ich ziehe hieraus zu meinem | ||||||
26 | Zwecke nur folgende 2 Corollarien. | ||||||
27 | 1) Ein jeder Körper, in Ansehung dessen sich ein anderer bewegt, ist | ||||||
28 | auch selber in Ansehung jenes in Bewegung, und es ist also unmöglich, | ||||||
29 | daß ein Körper gegen einen anlaufen sollte, der in absoluter Ruhe ist. | ||||||
30 | 2) Wirkung und Gegenwirkung ist in dem Stoße der Körper immer | ||||||
31 | gleich. | ||||||
32 | Von der Trägheitskraft. |
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33 | Es würde vielleicht niemals einem Menschen eingefallen sein vorzugeben: | ||||||
34 | daß ein Körper, der, so lange ein gegen ihn anlaufender Körper | ||||||
35 | ihn noch nicht berührt, völlig ruhig, oder wenn man es so will, im Gleichgewichte | ||||||
36 | der Kraft ist, dennoch im Augenblicke des Stoßes plötzlich eine | ||||||
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