Kant: AA I, M. Immanuel Kants neue ... , Seite 500

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Halbinseln, imgleichen China und Japan stärker, als die zwischen diesen      
  02 Ländern und dem Äquator befindlichen Meere. Die Luft, die über diesen      
  03 Meeren steht, wird durch eine solche Verdünnung der nordlichen Luft genöthigt      
  04 nach dieser Seite sich auszubreiten, und wir wissen, daß ein Wind,      
  05 der vom Äquator nach dem Nordpole hingeht, in eine südwestliche Richtung      
  06 ausschlagen muß. Dagegen so bald die Sonne das Herbstäquinoctium      
  07 überschritten und die Luft der südlichen Halbkugel verdünnt, so      
  08 tritt die aus dem nordlichen Theile des heißen Erdstriches hinunter zum      
  09 Äquator. Nun schlägt ein aus den nordlichen Gegenden zur Linie eilender      
  10 Wind nothwendig, wenn er sich selbst überlassen ist, in einen Nordostwind      
  11 aus; also ist leicht einzusehen, warum dieser den vorigen Südwestwind      
  12 ablosen müsse.      
           
  13 Man sieht auch leicht den Zusammenhang dieser Ursachen, in so weit      
  14 sie zu Hervorbringung der periodischen Winde zusammen Stimmen. Es      
  15 muß nahe bei dem Wendezirkel ein weit gestrecktes festes Land sein, welches      
  16 durch die Sonnenwirkung mehr Hitze annimmt als die Meere, die zwischen      
  17 ihm und dem Äquator begriffen sind, so wird die Luft dieser Meere bald      
  18 genöthigt werden über diese Länder hinzustreichen und einen westlichen      
  19 Collateralwind machen, bald von diesen Ländern sich wiederum über die      
  20 Meere ausbreiten.      
           
  21
Bestätigung aus der Erfahrung.
     
           
  22 In dem ganzen Ocean zwischen Madegascar und Neuholland weht      
  23 der beständige und den Meeren, die dem Wendezirkel des Steinbocks nahe      
  24 liegen, natürliche Südostwind. Allein in der Gegend von Neuholland, in      
  25 einem weitgestreckten Meere neben diesem Lande, sind die periodische      
  26 Winde anzutreffen, die vom April bis in den October von Südost und      
  27 die übrige Monate von Nordwest wehen. Denn diese letztere Monate hindurch      
  28 ist in den Australländern, wovon wir nur die Küsten Neuhollands      
  29 kennen, Sommer. Die Sonne erhitzt hier das Erdreich weit stärker als      
  30 die benachbarte Meere und nöthigt die Luft von den Gegenden des Äquators      
  31 nach dem Süderpole hinzustreichen, welches nach dem, was in der      
  32 dritten Anmerkung gesagt worden, einen Nordwestwind verursachen muß.      
  33 In den Monaten vom April bis in den October erhebt sich die Sonne über      
  34 das nordliche Hemisphärium, und alsdann tritt die südliche Luft wiederum      
  35 zurück zum Äquator, um in die Gegend der Verdünnung zu strömen, und      
  36 macht den entgegengesetzten Südostwind. Es ist nicht zu verwundern, daß      
           
     

[ Seite 499 ] [ Seite 501 ] [ Inhaltsverzeichnis ]