Kant: AA I, Allgemeine Naturgeschichte und ... , Seite 339 |
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01 | Untersuchung aufzugeben und sich mit der Anführung des unmittelbaren | ||||||
02 | Willens Gottes zu begnügen: so erkannte doch Newton hier | ||||||
03 | die Grenzscheidung, welche die Natur und den Finger Gottes, den | ||||||
04 | Lauf der eingeführten Gesetze der ersteren und den Wink des letzteren | ||||||
05 | von einander scheidet. Nach eines so großen Weltweisen Verzweifelung | ||||||
06 | scheint es eine Vermessenheit zu sein, noch einen glücklichen Fortgang | ||||||
07 | in einer Sache von solcher Schwierigkeit zu hoffen. | ||||||
08 | Allein eben dieselbe Schwierigkeit, welche dem Newton die Hoffnung | ||||||
09 | benahm, die den Himmelskörpern ertheilte Schwungskräfte, deren | ||||||
10 | Richtung und Bestimmungen das Systematische des Weltbaues ausmacht, | ||||||
11 | aus den Kräften der Natur zu begreifen, ist die Quelle der | ||||||
12 | Lehrverfassung gewesen, die wir in den vorigen Hauptstücken vorgetragen | ||||||
13 | haben. Sie gründet einen mechanischen Lehrbegriff, aber | ||||||
14 | einen solchen, der weit von demjenigen entfernt ist, welchen Newton | ||||||
15 | unzulänglich befand, und um dessen willen er alle Unterursachen verwarf, | ||||||
16 | weil er (wenn ich es mir unterstehen darf, zu sagen) darin | ||||||
17 | irrte, daß er ihn für den einzigen unter allen möglichen seiner Art | ||||||
18 | hielt. Es ist ganz leicht und natürlich selbst vermittelst der Schwierigkeit | ||||||
19 | des Newton durch eine kurze und gründliche Schlußfolge auf die | ||||||
20 | Gewißheit derjenigen mechanischen Erklärungsart zu kommen, die wir | ||||||
21 | in dieser Abhandlung entworfen haben. Wenn man voraussetzt (wie | ||||||
22 | man denn nicht umhin kann, es zu bekennen), daß die obigen Analogien | ||||||
23 | es mit größter Gewißheit festsetzen, daß die harmonirenden und | ||||||
24 | sich auf einander ordentlich beziehenden Bewegungen und Kreise der | ||||||
25 | Himmelskörper eine natürliche Ursache als ihren Ursprung anzeigen: | ||||||
26 | so kann diese doch nicht dieselbe Materie sein, welche anjetzt den | ||||||
27 | Himmelsraum erfüllt. Also muß diejenige, welche ehedem diese Räume | ||||||
28 | erfüllte, und deren Bewegung der Grund von den gegenwärtigen Umläufen | ||||||
29 | der Himmelskörper gewesen ist, nachdem sie sich auf diese | ||||||
30 | Kugeln versammlet und dadurch die Räume gereinigt hat, die man | ||||||
31 | anjetzt leer sieht, oder, welches unmittelbar hieraus herfließt, die | ||||||
32 | Materien selber, daraus die Planeten, die Kometen, ja die Sonne | ||||||
33 | bestehen, müssen anfänglich in dem Raume des planetischen Systems | ||||||
34 | ausgebreitet gewesen sein und in diesem Zustande sich in Bewegungen | ||||||
35 | versetzt haben, welche sie behalten haben, als sie sich in besondere | ||||||
36 | Klumpen vereinigten und die Himmelskörper bildeten, welche alle den | ||||||
37 | ehemals zerstreueten Stoff der Weltmaterie in sich fassen. Man ist | ||||||
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