Kant: AA I, Allgemeine Naturgeschichte und ... , Seite 299 |
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01 | muß, um einen freien Zirkellauf leisten zu können, die untern Theilchen, | ||||||
02 | weil sie sehr zurück gehalten worden, sich nicht in ihrer Höhe | ||||||
03 | schwebend erhalten, sondern in schiefen und excentrischen Bewegungen | ||||||
04 | einander durchkreuzen, die entferntern aber, durch den Eindruck einer | ||||||
05 | größern Bewegung, als sie für die Centralkraft ihres Abstandes sein | ||||||
06 | soll, weiter von dem Saturn abgewandt, als die Sonnenwirkung die | ||||||
07 | äußere Grenze des Ringes bestimmt, durch dieselbe hinter dem Planeten | ||||||
08 | zerstreuet und fortgeführt werden müßten. | ||||||
09 | Allein man darf alle diese Unordnung nicht befürchten. Der | ||||||
10 | Mechanismus der erzeugenden Bewegung des Ringes führt auf eine | ||||||
11 | Bestimmung, die denselben vermittelst eben der Ursachen, die ihn zerstören | ||||||
12 | sollen, in einen sichern Zustand versetzt, dadurch daß er in | ||||||
13 | etliche concentrische Zirkelstreifen getheilt wird, welche wegen der | ||||||
14 | Zwischenräume, die sie absondern, keine Gemeinschaft mehr unter | ||||||
15 | einander haben. Denn indem die Partikeln, die in dem inwendigen | ||||||
16 | Rande des Ringes umlaufen, die obere durch ihre schnellere Bewegung | ||||||
17 | etwas fortführen und ihren Umlauf beschleunigen, so verursachen die | ||||||
18 | vermehrten Grade der Geschwindigkeit in diesen ein Übermaß der | ||||||
19 | Centrifugalkraft und eine Entfernung von dem Orte, da sie schwebten. | ||||||
20 | Wenn man aber voraussetzt, daß, indem dieselbe sich von den niedrigen | ||||||
21 | zu trennen bestreben, sie einen gewissen Zusammenhang zu überwinden | ||||||
22 | haben, der, ob es zwar zerstreuete Dünste sind, dennoch bei diesen nicht | ||||||
23 | ganz nichts bedeutend zu sein scheint: so wird dieser vermehrte Grad | ||||||
24 | des Schwunges gedachten Zusammenhang zu überwinden trachten, | ||||||
25 | aber selbigen nicht überwinden, so lange der Überschuß der Centerfliehkraft, | ||||||
26 | die er in gleicher Umlaufszeit mit den niedrigsten anwendet, | ||||||
27 | über die Centralkraft ihres Orts dieses Anhängen nicht übertrifft. | ||||||
28 | Und aus diesem Grunde muß in einer gewissen Breite eines Streifens | ||||||
29 | von diesem Ringe, obgleich, weil dessen Theile in gleicher Zeit ihren | ||||||
30 | Umlauf verrichten, die obere eine Bestrebung anwenden, sich von den | ||||||
31 | untern abzureißen, dennoch der Zusammenhang bestehen, aber nicht in | ||||||
32 | größerer Breite, weil, indem die Geschwindigkeit dieser in gleichen | ||||||
33 | Zeiten umbewegten Theilchen mit den Entfernungen, also mehr, als | ||||||
34 | sie es nach den Centralgesetzen thun sollte, zunimmt, wenn sie den | ||||||
35 | Grad überschritten hat, den der Zusammenhang der Dunsttheilchen | ||||||
36 | leisten kann, von diesen sich abreißen und einen Abstand annehmen | ||||||
37 | müssen, welcher dem Überschusse der Umwendungskraft über die Centralkraft | ||||||
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