Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 168 |
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01 | und daher von dieser leichter muß können aufgezehrt werden mit | ||||||
02 | entweder gänzlichem, oder doch großem Verluste der lebendigen Kraft, | ||||||
03 | welches auf die erstere Art nicht geschieht. | ||||||
04 | § 146. |
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05 | Allein die wichtigste Folgerung, die ich aus dem jetzt | Flüssigkeiten | |||||
06 | erwiesenen Gesetze ziehe, ist diejenige, welche ganz natürlicher | wirken in Proportion | |||||
07 | Weise daraus herfließt, nämlich daß flüssige Körper | des | |||||
08 | durch den Stoß im Verhältniß des Quadrats ihrer Geschwindigkeit | Quadrates der | |||||
09 | wirken*), ob sie gleich, wenn die Wirkung | Geschwindigkeit. | |||||
10 | hier ihren lebendigen Kräften proportional sein sollte, | ||||||
11 | solches nicht nach dem Maße des Quadrats, sondern des Würfels | ||||||
12 | ihrer Geschwindigkeit thun müßten; und wie dieses unserer Theorie | ||||||
13 | der lebendigen Kräfte nicht entgegen sei, ob es gleich die lebendigen | ||||||
14 | Kräfte des Herrn von Leibniz aufhebt, wie Herr Jurin schon sehr | ||||||
15 | wohl angemerkt hat. | ||||||
16 | Denn die Flüssigkeiten sind in die feinsten Theile, | Wie dieses aus | |||||
17 | welche für unendlich klein gelten können, zertheilt und | dem vorigen | |||||
18 | machen zusammen keinen zusammenhängenden festen Körper | folge. | |||||
19 | aus, sondern wirken alle nach einander, ein jedes für sich und von | ||||||
20 | den übrigen abgesondert; folglich erdulden sie denjenigen Verlust der | ||||||
21 | lebendigen Kraft, den die unendlich kleine Körperchen, wie wir angemerkt | ||||||
22 | haben, allemal erleiden, wenn sie gegen eine Hinderniß der Natur, | ||||||
23 | sie sei, welche sie wolle, anlaufen, und wirken also nur in Proportion | ||||||
24 | ihrer Geschwindigkeit, ob ihre Kraft gleich wie das Quadrat derselben | ||||||
25 | ist. | ||||||
26 | Herr Richter hat sich viel vergebliche Mühe gegeben, diesen | ||||||
27 | Streich des Herrn Jurins abzuwenden. Seine Sache war hülflos, da | ||||||
28 | sie an die Regel gebunden war: daß die Kräfte in keiner andern Proportion | ||||||
29 | stehen, als derjenigen, darin ihre Wirkungen sind. | ||||||
30 | Endlich begreift auch jedermann hieraus leichtlich, | Vom Widerstande | |||||
31 | woher die Körper mit freier Bewegung und lebendiger | des | |||||
32 | Kraft in einem flüssigen Mittelraume nur in Proportion | Mittelraumes. | |||||
33 | des Quadrates ihrer Geschwindigkeit Widerstand leiden, ohne daß hiedurch | ||||||
*) Wie es Herr Mariotte durch Versuche dargethan hat. | |||||||
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