Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 165

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 ausübt, und zwischen derjenigen, die es verrichtet, wenn seine Masse      
  02 die bestimmte endliche Größe hat, wenn wir gleich den Unterschied nicht      
  03 achten, der ohnedem allemal zwischen den Kräften zweier Körper ist,      
  04 deren Massen verschieden sind, und der schon lange bekannt ist, sondern      
  05 nur den in Betrachtung ziehen, der aus dem Begriffe unserer lebendigen      
  06 Kräfte allein herfließt.      
           
  07 Wir wissen nämlich schon: daß, wenn der Körper gleich eine lebendige      
  08 Kraft hat, diese aber angewandt wird, die Hinderniß der      
  09 Schwerdrückungen zu überwinden, seine Wirkung dennoch nur in Proportion      
  10 der Geschwindigkeit schlechthin stehe, und alle Intension, die      
  11 das Merkmal der lebendigen Kraft ist, ohne Wirkung verschwinde.      
  12 Nun wirkt aber der Gegendruck der Schwere mit unendlich kleiner      
  13 Sollicitation bis in das Innerste seiner Masse, d. i. unmittelbar auf      
  14 die unendlich kleine Theile des bewegenden Körpers, also ist dieses      
  15 sein Zustand dem Zustande desjenigen Körperchens gleich, das zwar      
  16 mit lebendiger Kraft, aber unendlich kleiner Masse gegen eine jegliche      
  17 Hinderniß der Natur anläuft, denn dieses erduldet, wie wir angemerkt      
  18 haben, auch hier allemal einen Widerstand, der eben so wie bei der      
  19 Schwere mit unendlich kleiner Sollicitation ihm unmittelbar widerstrebt;      
  20 folglich wird eine solche unendlich kleine Masse auch auf gleiche Weise      
  21 ihre lebendige Kraft in sich selbst verzehren und bei jeder Hinderni      
  22 der Natur nur nach Proportion ihrer Geschwindigkeit wirken.      
           
  23 Daß dieses aber nur dem unendlich kleinen Körper begegne, und      
  24 dagegen einer von endlicher und bestimmter Masse in dieselbe Hinderni      
  25 eine seiner lebendigen Kraft gemäße Wirkung ausüben könne, erhellt      
  26 klärlich daraus, weil, wie wir annehmen, die Hinderniß ihren      
  27 Widerstand nur von außen thut und nicht wie die Schwere in das      
  28 Innerste wirkt; folglich der endliche Körper daselbst, wo die unendlich      
  29 kleine Masse durch die fortgesetzte unendlich kleine Widerstrebung der      
  30 Hinderniß ihre ganze Geschwindigkeit verlor, nur unendlich wenig,      
  31 d. i. nichts, verliert, sondern seine Kraft nur gegen die endlichen Grade      
  32 der Widerstrebung aufwendet, wozu jene nicht durchdringen kann; folglich      
  33 in die Umstände gelangt, in welchen, wie wir § 138. No. 4 gesehen      
  34 haben, derjenige Körper sein muß, der seine lebendige Kraft zu      
  35 einer ihr proportionalen Wirkung anwenden soll.      
           
           
     

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