Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 163 |
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01 | einer lebendigen Kraft beruht: so setzt man ihr nicht eine Hinderni | ||||||
02 | entgegen, die ihren Widerstand auf einmal thut und plötzlich mu | ||||||
03 | gebrochen werden, denn diese müßte öftermals unermeßlich groß sein, | ||||||
04 | sondern vielmehr eine solche, welche die Kraft nur in ihren kleinern | ||||||
05 | Graden der Geschwindigkeit nach und nach erduldet und aufzehrt; | ||||||
06 | denn auf diese Weise wird man durch ganz unbeträchtliche Widersetzungen | ||||||
07 | erstaunlich große Gewalten vereiteln, gleichwie man z. E. die | ||||||
08 | Stöße der Mauerbrecher durch Wollsäcke zernichtet hat, welche Mauren | ||||||
09 | würden zermalmt haben, wenn sie unmittelbar auf dieselbe getroffen | ||||||
10 | hätten. | ||||||
11 | § 141. |
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12 | Ferner erhellt: daß die Körper, welche weich sind | Weiche Körper | |||||
13 | und sich im Anlaufe leichtlich zusammendrücken, lange | wirken nicht mit | |||||
14 | nicht alle ihre Kraft durch den Stoß anwenden werden, | ihrer ganzen | |||||
15 | und daß sie vielmals gar geringe Wirkungen verüben, | Kraft. | |||||
16 | welche doch bei eben derselben Kraft und Masse, aber größerer Härtigkeit | ||||||
17 | ungleich größer sein würden. Ich weiß wohl: daß noch andere | ||||||
18 | Ursachen dazu kommen, die außer derjenigen, von welcher wir reden, | ||||||
19 | zu diesem Verluste das ihre beitragen, oder vielmehr machen, daß | ||||||
20 | einer zu sein scheint, aber unsere angeführte ist unstrittig die vornehmste | ||||||
21 | und zwar eines wahrhaften Verlustes. | ||||||
22 | § 142. |
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23 | Nunmehr wollen wir untersuchen, wie denn die Wirkung | Aufgeworfene | |||||
24 | eines Körpers, der eine lebendige Kraft hat, dessen | Frage, ob die | |||||
25 | Masse man aber unendlich klein gedenkt, sein werde, denn | Wirkung der | |||||
26 | dieses giebt hernach zu erkennen: ob bei gleichen Umständen, | Körper ohne | |||||
27 | wenn die Kräfte zweier Körper beide lebendig sind, alle | Unterschied | |||||
28 | beide auch die diesen lebendigen Kräften proportionale | ihrer Masse | |||||
29 | Wirkungen ausüben können, wenn man sie in gleiche Umstände | ihrer lebendigen | |||||
30 | setzt, die Masse des einen sei auch so klein, wie sie | Kraft | |||||
31 | wolle; oder ob vielmehr eines jeden Körpers Masse eine | proportional | |||||
32 | gewisse Größe haben müsse, so daß, wenn man sie kleiner macht, die | sein könne. | |||||
33 | Wirkung, die er verübt, seiner lebendigen Kraft nicht proportional | ||||||
34 | sein kann. | ||||||
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