Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 131

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Nehmet nun einen Körper an, der mit fünf Graden Geschwindigkeit      
  02 von dem Horizonte senkrecht in die Höhe steigt, und drücket      
  03 den Raum, oder die Höhe, die er erreicht, wie gewöhnlich durch den      
  04 Inhalt des Triangels*) ABC aus, in welchem die Linie AB die verflossene      
  05 Zeit, BC aber die Geschwindigkeit, womit er sich zu der Höhe      
  06 erhebt, ausdrücke. Die gleiche Linien AD, DF, FH u.s.w. sollen die      
  07 Elemente der ganzen Zeit AB ausdrücken, folglich die kleinen Triangel,      
  08 daraus die Fläche des großen zusammen gesetzt ist, und die alle so      
  09 groß sind, wie ADE, die Elemente des ganzen Raumes, oder die Anzahl      
  10 aller Federn, die der Körper binnen der Zeit AB zudrückt. Demnach      
  11 drückt unser Körper in dem ersten Zeittheilchen BK darin er      
  12 anfängt in die Höhe zu steigen, die 9 Federn zu, die er in dem Raume      
  13 KLBC antrifft. Er würde aber, wenn die Zurückhaltung dieser Federn      
  14 in ihm keine Kraft verzehrt hätte, oder wenn dieser Verlust immer      
  15 anders woher wäre ersetzt worden, annoch die Feder L1C dazu zugedrückt      
  16 haben, die er jetzt nicht zudrücken kann, weil ihm gerade so viel      
  17 Kraft, als er hiezu haben muß, bei der Zudrückung der andern aufgegangen.      
  18 Also ist die Feder L1C das Maß derjenigen Kraft, die      
  19 der Widerstand der zugedrückten 9 Federn in unserm Körper verzehrt      
  20 hat. Nachdem er nun dieses verrichtet hat, so fährt er fort, mit dem      
  21 Überreste seiner Kraft, der ihm nach dem angezeigten Verluste übergeblieben,      
  22 weiter in die Höhe zu steigen, und drückt in dem zweiten      
  23 Zeittheilchen KH die 7 Federn, die in dem Raum H I K L angetroffen      
  24 werden, zu. Hier ist nun aufs neue klar: daß, wenn unser Körper      
  25 diese 7 Federn hätte zudrücken können, und ihm doch seine Kraft ganz      
  26 verblieben wäre, so würde er in eben derselben Minute noch die Feder      
  27 I i L dazu zugedrückt und überwältigt haben; allein da er dieses nicht      
  28 gethan hat, so folgt: daß er durch die Zudrückung der 7 übrigen      
  29 Federn den Grad verloren habe, dessen Ergänzung ihn würde in den      
  30 Stand gesetzt haben, I i L noch dazu zu überwältigen; folglich zeigt      
  31 diese Feder die Größe des Verlustes an, den der Widerstand der      
  32 7 Federn seiner Kraft zugezogen hat. Auf eben diese Weise wird die      
  33 Feder G g I die Einbuße der Kraft durch die Zurückhaltungen der      
  34 Schwere in dem dritten Zeittheilchen FH zu erkennen geben und so      
  35 weiter. So ist denn also der Verlust, den der frei in die Höhe steigende      
           
    *) Fig. XXII.      
           
     

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