Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 048 |
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01 | unendliche Anzahl Blechfedern AB, CD, EF, GH vor. | durch die | |||||
02 | Ferner setze ich einen Körper m auf die schiefe Fläche ac | Schwere entsteht, | |||||
03 | und einen andern, l , lasse ich von a in b frei herunter | die Zeit | |||||
04 | fallen. Wie werden nun die Leibnizianer die Kraft | nothwendig | |||||
05 | des Körpers m , der durch den Druck der Federn die | mit müsse in | |||||
06 | schiefe Fläche ac herunter getrieben wird, am Ende dieses | Erwägung gezogen | |||||
07 | schrägen Falles in c schätzen? Sie können nicht anders, | werden. | |||||
08 | als das Product aus der Menge Federn, die den Körper aus a bis | ||||||
09 | in c antreiben, in die Kraft, die jede Feder demselben nach der Richtung | ||||||
10 | ac eindrückt, zum Maße angeben, denn dieses erfordert ihr Lehrgebäude, | ||||||
11 | wie wir aus dem Falle des Herrn Hermanns (§ 31) gesehen | ||||||
12 | haben. Und eben so werden sie auch die Kraft, die sich in dem | ||||||
13 | andern Körper l findet, der von a bis in b frei fällt, durch das Factum | ||||||
14 | aus der Menge Federn, von denen er fortgetrieben worden, in die | ||||||
15 | Intensität, womit jede ihn fortgestoßen hat, zu schätzen genöthigt. Es | ||||||
16 | ist aber die Anzahl Federn von beiden Seiten sowohl die schiefe | ||||||
17 | Fläche ac als die Höhe ab hindurch gleich, also bleibt nur die Stärke | ||||||
18 | der Kraft, die jede Feder in beiden Fällen in ihren Körper hineinbringt, | ||||||
19 | zum wahren Maße der in b und c erlangten Kräfte der | ||||||
20 | Körper l und m übrig. Diese Stärke, womit eine jede von den Blechfedern | ||||||
21 | den Körper m nach der Richtung der schiefen Fläche ac drückt, | ||||||
22 | verhält sich zu der Intensität des Druckes eben dieser Blechfedern auf | ||||||
23 | den Körper l nach der Richtung seiner Bewegung ab wie ab zu ac | ||||||
24 | wie uns die erste Anfangsgründe der Mechanik lehren. Es wird also | ||||||
25 | die Kraft, die der Körper l am Ende des Perpendicular=Falles in b | ||||||
26 | hat, zu der Kraft, die m am Ende des schiefen Falles in c hat, sich | ||||||
27 | wie ac zu ab verhalten; welches ungereimt ist, denn beide Körper | ||||||
28 | haben in b und c gleiche Geschwindigkeiten und also auch gleiche Kräfte. | ||||||
29 | Die Cartesianer entgehen diesem Einwurfe, indem sie die Zeit | ||||||
30 | mit herbeiziehen. Denn obgleich jede Feder in den Körper m auf der | ||||||
31 | schiefen Fläche ac weniger Kraft hineinbringt (weil ein Theil durch | ||||||
32 | den Widerstand der Fläche verzehrt wird), so wirken dafür diese Federn | ||||||
33 | in den Körper m viel länger als in den Körper l , der ihrem Drucke | ||||||
34 | eine viel kürzere Zeit ausgesetzt ist. | ||||||
35 | § 37. |
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36 | Nachdem ich erwiesen habe, daß die Betrachtung der durch die | ||||||
37 | Schwere fallenden Körper den lebendigen Kräften auf keinerlei Weise | ||||||
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