Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 045 |
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01 | Körpers der Schwere widerstehen kann, und nicht der zurückgelegte | ||||||
02 | Raum dasjenige sei, wornach die ganze Wirkung des Körpers müsse | ||||||
03 | geschätzt werden. | ||||||
04 | Dieses ist also der erste Versuch, der, wie ich glaube, dasjenige | ||||||
05 | bestätigt, was ich oben gesagt habe, daß nämlich Cartesens Meinung | ||||||
06 | in mathematischen Beweisen das Gesetz des Herrn von Leibniz übertreffe. | ||||||
08 | § 33. |
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09 | Ich finde in dem Streite der Cartesianer wider | Der Cartesianer | |||||
10 | die Vertheidiger der lebendigen Kräfte, den die Frau | Fehler | |||||
11 | Marquisin von Chastelet mit vieler Beredsamkeit | in Behauptung | |||||
12 | ausgeführt hat, daß sich jene auch des Unterschiedes der | eben derselben | |||||
13 | Zeit bedient haben, um die Schlüsse der Leibnizianer | Sache. | |||||
14 | von dem Falle der Körper unkräftig zu machen. Allein aus demjenigen, | ||||||
15 | was sie aus der Schrift des Herrn von Mairan gegen die | ||||||
16 | neue Schätzung der Kräfte anführt, sehe ich, daß ihm der wahre Vortheil | ||||||
17 | unbekannt gewesen sei, den er aus dem Unterschiede der Zeit | ||||||
18 | hätte ziehen können, und den ich im vorhergehenden § angezeigt zu | ||||||
19 | haben glaube, welcher gewiß so einfach und deutlich ist, daß man sich | ||||||
20 | wundern muß, wie es möglich gewesen ihn bei einem solchen Lichte | ||||||
21 | des Verstandes nicht wahrzunehmen. | ||||||
22 | Es ist gewiß recht seltsam, wie weit sich diese Männer verirrt | ||||||
23 | haben, indem sie einem wahren Gesetze der Natur nachgingen, da | ||||||
24 | nämlich die Kraft, die die Schwere einem Körper raubt, der Zeit und | ||||||
25 | nicht dem Raum proportionirt sei. Nachdem sie sich so weit vergangen, | ||||||
26 | daß sie den Leibnizianern zugeben, ein Körper könne mit doppelter | ||||||
27 | Geschwindigkeit vierfache Wirkung thun, nachdem sie, sage ich, ihre | ||||||
28 | Sache so verdorben haben, so sind sie genöthigt sich mit einer ziemlich | ||||||
29 | schlechten Ausflucht zu retten, daß nämlich der Körper zwar eine | ||||||
30 | vierfache Wirkung, aber nur in doppelter Zeit thue. Sie dringen | ||||||
31 | daher ungemein ernstlich darauf, daß die Kräfte zweier Körper nach | ||||||
32 | den Wirkungen geschätzt werden müssen, die sie in gleichen Zeiten thun, | ||||||
33 | und daß man darauf gar nicht zu sehen habe, was sie etwa in ungleichen | ||||||
34 | Zeiten ausrichten können. Man hat dieser Ausflucht mit | ||||||
35 | unendlicher Deutlichkeit begegnet, und ich begreife nicht, wie es möglich | ||||||
36 | gewesen ist, sich dem Zwange der Wahrheit noch ferner zu widersetzen. | ||||||
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