Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 031 |
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01 | als die größte Stärke ihrer Beweise. Nichts ist mehr hieran Schuld, | ||||||
02 | als die herrschende Neigung derer, die die menschliche Erkenntniß zu | ||||||
03 | erweitern suchen. Sie wollten gerne eine große Weltweisheit haben, | ||||||
04 | allein es wäre zu wünschen, daß es auch eine gründliche sein möchte. | ||||||
05 | Es ist einem Philosophen fast die einzige Vergeltung für seine Bemühung, | ||||||
06 | wenn er nach einer mühsamen Untersuchung sich endlich in | ||||||
07 | dem Besitze einer recht gründlichen Wissenschaft beruhigen kann. Daher | ||||||
08 | ist es sehr viel von ihm zu verlangen, daß er nur selten seinem eigenen | ||||||
09 | Beifall traue, daß er in seinen eigenen Entdeckungen die Unvollkommenheiten | ||||||
10 | nicht verschweige, die er zu verbessern nicht im Stande ist, und | ||||||
11 | daß er niemals so eitel sei, dem Vergnügen, das die Einbildung von | ||||||
12 | einer gründlichen Wissenschaft macht, den wahren Nutzen der Erkenntniß | ||||||
13 | hintan zu setzen. Der Verstand ist zum Beifalle sehr geneigt, | ||||||
14 | und es ist freilich sehr schwer, ihn lange zurück zu halten; allein man | ||||||
15 | sollte sich doch endlich diesen Zwang anthun, um einer gegründeten | ||||||
16 | Erkenntniß alles aufzuopfern, was eine weitläuftige Reizendes an sich hat. | ||||||
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