Kant: Briefwechsel, Brief 872, Von Reinhold Bernhard Iachmann. |
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| Von Reinhold Bernhard Iachmann. | |||||||
| 16. Aug. 1800. | |||||||
| Hochzuverehrender Herr Professor! | |||||||
| Ihren Auftrag, aus den Gewächshäusern in Danzig einige Pomeranzen | |||||||
| für Sie zu besorgen, habe ich ganz nach Ihren Wunsch ausführen | |||||||
| können. Ich war den ersten Mittag mit dem HE RegierungsPräsidenten | |||||||
| v. Beyer bei seinem Schwager dem Geheimen CommerzienRath | |||||||
| Tenniges zu Tische und kaum hatte ich Ihr Verlangen geäußert | |||||||
| als HE. Geheimer Rath Tenniges sich sogleich zur Herbeischaffung von | |||||||
| 6 Pomeranzen erbot, die er mir dann auch den folgenden Tag mit | |||||||
| der Bitte einer freundschaftlichen Empfehlung an Sie eigenhändig überreichte. | |||||||
| Sein Schwager, der Kaufmann Schwartz hatte sie mit vielem | |||||||
| Vergnügen von seinen Bäumen abgeschnitten. Herr Geheimer Rath | |||||||
| Tenniges hat ehemals das Glück gehabt, Sie öfters bei HE. Green in | |||||||
| Königsberg zu sprechen. Wie sehr Sie theuerster Herr Professor von | |||||||
| der Danziger Kaufmannschaft verehrt werden, das habe ich bei dieser | |||||||
| Gelegenheit zu meiner größten Freude erfahren. Iedermann wünschte | |||||||
| Ihnen gefällig werden zu können. | |||||||
| Sie hatten die Güte, theuerster Herr Professor mir bei meiner | |||||||
| letzten Anwesenheit in Königsberg das Versprechen zu geben, mir die | |||||||
| wichtigsten Umstände aus Ihrer Lebensgeschichte mitzutheilen. Ich bin | |||||||
| jetzt so frei Ihnen beiliegend verschiedene darauf sich beziehende Fragen | |||||||
| vorzulegen. Viele derselben würden unter allen andern Umständen sehr | |||||||
| indiscret seyn und ich würde es mir nie haben in den Sinn kommen | |||||||
| lassen solche Fragen zu thun. Nur der Zweck den ich vorhabe und | |||||||
| die Unentbehrlichkeit dieser Umstände zu einer vollständigen Biographie | |||||||
| kann diese anscheinende Indiscretion heben und meine Freiheit entschuldigen. | |||||||
| Sollten einige der angeführten Fragen zur Beantwortung | |||||||
| mehr Raum erfordern, als die leere Colonne verstattet, so wünschte ich, | |||||||
| daß Sie die Güte hätten, sie in numerirten Beilagen mir gefälligst | |||||||
| mitzutheilen. - Die ganze Welt wünscht Ihre authentische Biographie | |||||||
| und wird Ihr eignes Zuthun zu derselben mit dem höchsten Dank erkennen. | |||||||
| Sollten Ihnen einige von mir übergangene Umstände noch | |||||||
| wichtig scheinen, so bitte ich dieselben mir anzuführen. Daß ich übrigens | |||||||
| von Allem nur zu der Zeit erst, wenn eine Biographie vollständig | |||||||
| ans Licht treten kann und mit der größten Discretion Gebrauch machen | |||||||
| werde, darf ich wohl nicht versichern. Mein höchster Wunsch ist, da | |||||||
| Sie noch lange mit Gesundheit und Kraft unter uns bleiben mögen. | |||||||
| Ich empfehle mich Ihrem wohlwollenden Andenken und bin mit Liebe | |||||||
| und Hochachtung | |||||||
| Ihr | |||||||
| dankbarer Schüler | |||||||
| Marienburg den 16 Aug | Jachmann. | ||||||
| 1800. | |||||||
| [Beilage.] | |||||||
| Materialien zu Herrn Professor Kants | |||||||
| Biographie | |||||||
| 1. Tag und Stunde der Geburt. | |||||||
| 2. Stand und Herkunft der Eltern. | |||||||
| 3. Wie alt sie damals waren. | |||||||
| 4. Das Characteristische ihrer Denkungsart in moralischer und religiöser Hinsicht. | |||||||
| 5. Was sie für die Erziehung des Herrn Professor thaten. | |||||||
| 6. Wie viel Kinder sie hatten. | |||||||
| 7. Das wie vielste der HE. Professor war. | |||||||
| 8. Sein Verhältniß zu den übrigen Geschwister in der Iugend. | |||||||
| 9. Wie waren seine Gesundheitsumstände in der Iugend. | |||||||
| 10. Hatte er die gewöhnlichen Kinderkrankheiten? und welche und wie wurden | |||||||
| sie überstanden? | |||||||
| 11. Hat er in der Folgezeit bedeutende Krankheiten gehabt und welche? - - | |||||||
| 12. Das Temperament, die besonderen Züge der Sinnesart und des Characters | |||||||
| in der Iugend. | |||||||
| 13. Welches waren die hervorstechenden Neigungen in früher Iugend und in wie | |||||||
| fern wurden sie befriedigt. | |||||||
| 14. Die jugendlichen Spiele. | |||||||
| 15. Wann und von wem den ersten Unterricht empfangen. | |||||||
| 16. In welche Schulen gegangen und wie lange? | |||||||
| 17. Wer waren die Lehrer, wenigstens die vorzüglichsten. | |||||||
| 18. Welche Wissenschaften und Sprachen wurden vorzüglich geliebt und getrieben? | |||||||
| 19. Bei welcher wissenschaftlichen Beschäftigung äußerten sich zuerst und in welchem | |||||||
| Alter vorzügliche Geistesanlagen? | |||||||
| 20. Welches waren die jugendlichen Schulfreunde und welchen Einfluß hatten | |||||||
| Lehrer und Iugendfreunde auf Verstandesbildung und Denkungsart? | |||||||
| 21. Wie waren die ersten Religionsüberzeugungen und welchen Gang nahmen sie | |||||||
| zum ächten Religionsglauben? | |||||||
| 22. Wann auf die Universität gegangen und wie lange studirt? | |||||||
| 23. Welchen Gang in den Studien genommen und auf welche Wissenschaften sie | |||||||
| besonders gelegt? | |||||||
| 24. Welches waren die vorzüglichsten academischen Lehrer? | |||||||
| 25. Bei wem und nach welchem System die Philosophie gehört? | |||||||
| 26. Auf welche Wissenschaften bezog sich vorzüglich die Lectüre und das PrivatStudium? | |||||||
| 27. Wurde keine von den sogenannten 3 obern Fakultätswissenschaften studirt? | |||||||
| 28. War es schon früh der Plan sich dem academischen Lehramt in der philosophischen | |||||||
| Facultät zu widmen? | |||||||
| 29. Welche Geschäfte übernommen nach vollendeten Universitätsjahren | |||||||
| 30. Wem und worin als Iugendlehrer Unterricht gegeben. Universitätsfreunde. | |||||||
| 31. Welchen anderweitigen Umgang gepflegt. | |||||||
| 32. Erholungen und Lieblingsvergnügungen | |||||||
| 33. Hat nicht ein Frauenzimmer das Glück gehabt ausschließliche Liebe und | |||||||
| Achtung auf sich zu ziehen? | |||||||
| 34. Welche Frauenzimmer sind überhaupt zur Bildung in geselligen Eigenschaften | |||||||
| beförderlich gewesen? | |||||||
| 35. Wann die Magister Würde übernommen? | |||||||
| 36. Welche Collegia und wie viel täglich in der Regel als Magister gelesen? | |||||||
| 37. Die ökonomischen Umstande zu der Zeit | |||||||
| 38. Ob und wem privatissima gelesen? | |||||||
| 39. Wann in eine Professur getreten? | |||||||
| 40. Wan und weshalb die Professur der Mathematic mit der der Metaphysic vertauscht? | |||||||
| 41. Welche Anerbietungen gehabt, auf andern Universitäten eine Professur zu | |||||||
| übernehmen? | |||||||
| 42. Auf welche Weise wurde der Herr Professor dem Friedrich II bekant. | |||||||
| 43. Wie bewieß dieser seine Achtung? wie der Minister v. Zedlitz? | |||||||
| 44. Die Hauptmomente von der Veränderung in philosophischen Meinungen und | |||||||
| die Veranlassungen dazu besonders zum Uebergang in den Criticism. | |||||||
| 45. In welcher Reihordnung die philosophischen Systeme der alten und der neueren | |||||||
| Philosophen studirt worden | |||||||
| 46. In wie fern sie auf die Philosophie des HE. Professor Einfluß hatten. | |||||||
| 47. Wurden die kirchlichen Gebräuche der christlichen Kirche je mitgemacht und | |||||||
| wann wurden sie aufgegeben? | |||||||
| 48. Sind einige Predigten gerne angehört. | |||||||
| 49. Hat das Studium der Bibel und einiger theologischen Schriften nicht auf die | |||||||
| Lehrbegriffe der practischen Philosophie Einfluß gehabt. | |||||||
| 50. Was hat zum ehelosen Stand bestimmt und ist nie der Wille gewesen sich | |||||||
| zu verheurathen | |||||||
| 51. Welche Menschen haben das Glück gehabt als Freunde vorzüglich werthgehalten | |||||||
| zu werden. | |||||||
| 52. Ueber die Verhältnisse mit Herrn Kaufmann Green. | |||||||
| 53. Wie theuer sind die Schriften des HE. Professor von Anfang an bis zuletzt | |||||||
| bezahlt worden und was haben sie wohl überhaupt eingebracht. | |||||||
| 54. Bei welchen Speisewirthen und in welcher Tischgesellschaft gegessen. | |||||||
| 55. Was hat zur Errichtung einer eignen Oeconomie Veranlassung gegeben und | |||||||
| wieviel hat sie jährlich gekostet. | |||||||
| 56. Ueber den Umgang mit Schwestern und Verwandten und ihre Unterstützung. | |||||||
| [ abgedruckt in : AA XII, Seite 321 ] [ Brief 871 ] [ Brief 873 ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] |
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