Kant: Briefwechsel, Brief 867, An Iohann Gottfried Carl Christian Kiesewetter. |
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| An Iohann Gottfried Carl Christian Kiesewetter. | |||||||
| 8. Iuli 1800. | |||||||
| Werthester und alter Freund | |||||||
| Das Geschenk: der Wiederlegung der Herderschen Metakritik, nunmehro | |||||||
| in 2 Bänden (welches Ihrem Kopf und Herzen gleiche Ehre macht) | |||||||
| frischt in mir die angenehmen Tage auf, die wir einstens in Belebung | |||||||
| dessen, was wahr und gut und beyden unvergänglich ist, zusammen | |||||||
| genossen; welches jetzt in meinem 77ten Iahre wo Leibesschwächen (die | |||||||
| gleichwohl noch nicht auf ein nahes Hinscheiden deuten) meine letzte | |||||||
| Bearbeitungen erschweren, aber, wie ich hoffe, doch nicht rückgängig | |||||||
| machen sollen, - keine gringe Stärkung ist, - in dieser meiner Lage, | |||||||
| sage ich, ist mir dieses Geschenk doppelt angenehm. | |||||||
| Ihre Besorgnis: daß die im vergangenen Herbst übersandten Rüben | |||||||
| durch den damals so früh eingetretenen und so lange angehaltenen | |||||||
| Frost Schaden gelitten haben dürften, hat nicht statt gefunden; denn | |||||||
| ich habe nur vorgestern an einem Sonntage die letzten derselben in | |||||||
| einer Gesellschaft - wie gewöhnlich, zwischen 2 Freunden, die letzten | |||||||
| derselben mit allem Wohlgeschmack verzehrt. | |||||||
| Seyn Sie glücklich; lieben Sie mich ferner als Ihren unveränderlichen | |||||||
| Freund und lassen mich dann und wann von Ihrer dortigen | |||||||
| Lage und litterärischen Verhältnissen einiges erfahren. | |||||||
| Mit der größten Ergebenheit und Freundschaft und Hochachtung | |||||||
| bleibe ich jederzeit Ihr unveränderlich=treuer Freund und Diener. | |||||||
| Koenigsberg | |||||||
| den 8ten July | I Kant | ||||||
| 1800 | |||||||
| [ abgedruckt in : AA XII, Seite 315 ] [ Brief 866 ] [ Brief 868 ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] |
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