| Kant: Briefwechsel, Brief 83, Von Iohann Gottfried Christian Nonne. | |||||||
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| Von Iohann Gottfried Christian Nonne. | |||||||
| 15. März 1774. | |||||||
| An den Herren Profeßor Kant. | |||||||
| Hochedelgebohrner Herr | |||||||
| Hochzuverehrender Herr Profeßor! | |||||||
| Die Abhandlung die ich Ew: Hochedelgebohrnen hierdurch gehorsamst | |||||||
| zu übersenden mir die Freiheit nehme, gewähret mir ein längst | |||||||
| gewünschtes und äußerst schätzbahres Glück, die Ehre Ihnen bekant | |||||||
| zu werden. So gegründet es ist, daß der Musen friedliche Gemeinde | |||||||
| ihre Freunde durch die ganze Welt vereinigt, so wage ich es dennoch | |||||||
| nur schüchtern mich einem Manne zu nähern, der unter den ersten | |||||||
| Gelehrten Deutschlands einen so erhabenen Rang behauptet, nur schüchtern | |||||||
| wage ich es Ew: Hochedelgebohrnen zu versichern, daß Dieselben | |||||||
| längst der Gegenstand meiner tiefsten Hochachtung und Ehrfurcht waren. | |||||||
| Ich erbitte mir über diese Abhandlung, hauptsächlich aber über | |||||||
| das von mir angekündigte Werk, Dero gütigsten Rath und Urtheil, | |||||||
| wo ich in der Entwerfung des Planes geirret, oder wo ich verbeßern | |||||||
| und erweitern kann. Halten Sie dieses Unternehmen für nützlich, so | |||||||
| werde ich leichter Vergebung der Kühnheit erhalten, wann ich hierdurch | |||||||
| Dieselben recht inständig ersuche, diesen Werke einige Stunden zu weihen, | |||||||
| und durch Dero geneigte Mitarbeitung und Beiträge ihm einen Glanz | |||||||
| zu ertheilen, welchen der Herausgeber selbst ihm nicht verschaffen kann, | |||||||
| der nur in das Hintre Glied sich stellen wird. Solten Sie urtheilen | |||||||
| daß ein solches Werk nöthig sey, und den Nutzen der Welt würklich | |||||||
| befördern könne, so darf ich nach Dero bekanten Patriotismus mir | |||||||
| schmeicheln, daß Dieselben auch andere Gelehrte gütigst ermuntern | |||||||
| werden gegen einzubestimmendes honorarium den Merkur mit ihren | |||||||
| Beiträgen zu beehr[en.] Der Eifer der mich bei der Unternehmung | |||||||
| dieses weitläuftigen Vorhabens beseel[t] hatt, nach meinen wenigen Kräfften | |||||||
| etwas zum Nutzen meiner Brüder zu[ent]werfen, muß mir wegen der | |||||||
| Kühnheit die ich jezt begehe das Wort reden. Recht lebhaft fühle ich das | |||||||
| Vergnügen, Ihnen zum erstenmal ein Zeugniß meiner vollkommensten | |||||||
| Ehrfurcht abstatten zu können, indem ich die Ehre habe mich zu unterschreiben, | |||||||
| Ew: Hochedelgebohrnen | |||||||
| gehorsamster Diener | |||||||
| Lippstadt d. 15 Merz | Johann Gottfried Christian | ||||||
| 1774. | Nonne. | ||||||
| [ abgedruckt in : AA X, Seite 151 ] [ Brief 82 ] [ Brief 83a ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] | |||||||