Kant: Briefwechsel, Brief 712, Von Friedrich August Hahnrieder. |
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| Von Friedrich August Hahnrieder. | |||||||
| 28. April 1796 | |||||||
| Achtungswürdiger Mann! | |||||||
| HErr Kandidat Albrecht, der auf der Rükreise nach Rusland | |||||||
| begriffen ist, hat mich mit Seinem Besuch beehrt, und zugleich die | |||||||
| Gefälligkeit gehabt, mir zu versprechen, diesen Brief Ihnen einzuhändigen, | |||||||
| ich habe diese Gelegenheit nicht versäumen wollen, um | |||||||
| Ihnen Nachricht von meinem Befinden zu geben, es geht mir in so | |||||||
| weit recht wohl, ich sezze das Hobeln fort und werde es so lange | |||||||
| fortsezzen, bis ich in den Stand gesezt werde, das zu seyn, was ich | |||||||
| so sehnlichst wünsche, nemlich ein Bauer, der mit seiner Hände Arbeit | |||||||
| den Lebensunterhalt sich selbst schaft, ob ich je dieses Ziel erreichen | |||||||
| werde, weiß ich nicht, ich bin auch in dieser Hinsicht nicht unruhig, | |||||||
| denn ich bin überzeugt, daß meine Schiksale in der Hand eines | |||||||
| weisen Weltregierers stehen, der unsre Verhältniße unserer Moralität | |||||||
| angemeßen einrichtet. Ihre Tugendlehre habe ich gelesen und mancher | |||||||
| Zweifel, den ich mir bis dahin nicht habe lösen können, ist gehoben; | |||||||
| der Himmel schenke Ihnen fortdauernde Gesundheit, damit die Menschheit | |||||||
| in mehrerer Hinsicht von Ihnen könnte belehrt werden. | |||||||
| Um die Fortdauer Ihrer Freundschaft bitte ich und bin mit | |||||||
| wahrer Achtung | |||||||
| Ihr | |||||||
| aufrichtiger Freund | |||||||
| und Diener | |||||||
| Berlin den 28ten August | Hahnrieder. | ||||||
| 1796. | |||||||
| [ abgedruckt in : AA XII, Seite 090 ] [ Brief 711 ] [ Brief 713 ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] |
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