| Kant: Briefwechsel, Brief 49, Von Ernst Iacob Danovius. | |||||||
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| Von Ernst Iacob Danovius. | |||||||
| 12. Ian. 1770. | |||||||
| HochEdelGebohrner, HochGelehrter Herr, | |||||||
| Insonders HochzuEhrender Herr Magister! | |||||||
| Die Bekanntschaft mit Eurer HochEdelGebohrnen, welche ich kurz | |||||||
| vor meinem Abzuge aus dem Vaterlande, gemacht habe, war mir eine | |||||||
| der angenehmsten: und das Andenken an dieselbe gereicht mir noch | |||||||
| immer zu vielem Vergnügen. Die Gelegenheit, gegenwärtige Zeilen | |||||||
| an Dieselben ergehen zu laßen, ist mir daher auch eine der erwünschtesten: | |||||||
| zumahl da sie von dem Wohl der Akademie selbst, | |||||||
| welcher ich jezt diene, hergenommen ist. Unsere Durchlauchtigsten | |||||||
| Herzoge haben schon seit einiger Zeit die gnädigste Absicht gehabt, | |||||||
| der hiesigen Universität noch einen Professorem Philosophiae zu schenken. | |||||||
| Da die hohen Höfe zu Ernennung neuer Lehrer von hier aus sich | |||||||
| gerne unmaßgebliche Vorschläge thun laßen; so ist daher der Wunsch | |||||||
| entstanden, denselben Eurer HochEdelgebohrnen wertheste Person zu dieser | |||||||
| neuen Philosophischen Profeßion, mit glüklichem Erfolg anpreisen zu | |||||||
| dürfen. Nun sind zwar Dero Verdienste aus Ihren vortreflichen | |||||||
| Schriften auch in hiesigen Gegenden allgemein bekannt genug; besonders | |||||||
| gnädig aber pflegen es Serenissimi Nutritores zu vermerken, wenn die | |||||||
| Empfehlung zugleich mit der wahrscheinlichen Versicherung geschiehet, | |||||||
| daß der Antrag, wenn er erfolgen möchte, von dem in Vorschlag | |||||||
| gebrachten Gelehrten würde angenommen werden. Daher nehme ich | |||||||
| jezt nicht blos in meinem eigenen Nahmen, sondern auch nach einem | |||||||
| zu Beförderung der Sache ausnehmend wichtigen Auftrage, (den ich | |||||||
| aber noch nicht näher entdecken darf), mir die Ehre, Eure HochEdelGebohrnen | |||||||
| zu fragen und Ihre Erklärung darüber an mich, zu | |||||||
| erbitten: ob Sie einem solchen Rufe hieher, wenn er an Sie gelangen | |||||||
| sollte, wohl zu folgen gesinnet seyn möchten? Was von eigentlichem | |||||||
| Salario für diese Stelle auszumachen seyn möchte, dürften zwar wohl | |||||||
| nicht leicht mehr als 200 Rthlr. (hiesigen schwehr. Geldes, der | |||||||
| zu noch nicht vollen 3 thlrn.) seyn, für welches Fixum indeßen auch | |||||||
| nicht mehr als 2 Stunden die Woche öffentlich dürfen gelesen werden. | |||||||
| Dabei aber kann ich doch auch gleich in Anschlag bringen, daß Sie | |||||||
| von Privat-Collegiis, wenn Sie deren nur 3 den Tag lesen wollten, | |||||||
| doch gleich wenigstens 150 Rthlr. jährlich Rechnung machen | |||||||
| dürfen; daß der Verleger hier die Menge ist, welche gute Schriften anzunehmen | |||||||
| sich um die Wette bemühen und sie gerne bezahlen; daß endlich | |||||||
| in Iena eine sehr wohlfeile Lebensart ist. Obgleich man leztes allenthalben | |||||||
| genugsam weis, so lege ich doch, um davon des mehreren zu | |||||||
| erkennen, das auf Veranstaltung der Akademie gedrukte zuverläßige | |||||||
| Verzeichnis der Preise bei. Auch füge den neuesten Lektionscatal. hinzu, | |||||||
| damit Eure HochEdelGeb. daraus unseren Zustand besonders von | |||||||
| Ihrer Fakultät mögen einsehen und dadurch Ihre Entschließung desto | |||||||
| leichter bestimmen können. Ich darf es nicht noch besonders erinnern, da | |||||||
| mit dieser Stelle die gewiße Hofnung verbunden seyn würde, nach erfolgten | |||||||
| Vacanzen höher zu rücken und also auch zu stärkerer Besoldung zu gelangen. | |||||||
| Sollte Dero Neigung dahin ausfallen, dem hiesigen Wünschen beizutreten: | |||||||
| so dürfen wir uns nun freilich noch keine ganz veste Hofnung | |||||||
| machen, daß der Vorschlag von den Durchl. Höfen werde gebilliget | |||||||
| werden; dieses aber kann ich versichern, daß wir zur gnädigsten Aufnahme | |||||||
| deßelben die beste Wahrscheinlichkeit vor uns sehen, welche | |||||||
| allein mich eben auch berechtigen konnte, bereits von der Sache an | |||||||
| Eure HochEdelGeb. zu schreiben. Wie sehr erfreulich würde es für | |||||||
| mich seyn, nun bald Dero Versicherung an mich gelangt zu sehen, | |||||||
| daß Sie den hiesigen Absichten beistimmen. Recht sehr würden Sie | |||||||
| sich dabei auf die treueste Verschwiegenheit derer, an welche solche | |||||||
| Erklärung nun weiter von mir gelangen müste, verlaßen können. | |||||||
| Meinen Committenten und mir selbst ist besonders viel daran gelegen, | |||||||
| daß wir von Ihrer Entschließung, wie sie denn auch ausfallen möchte, | |||||||
| so bald als möglich, benachrichtiget seyn mögen. Darum ich denn | |||||||
| also inständigst bitte, und unter Anwünschung des besten ersprießlichen | |||||||
| Wohlergehens, mich zu Dero steten Wohlgewogenheit angelegentlich | |||||||
| empfehle: der ich mit der vollkommensten Hochachtung unausgesetzt verharre | |||||||
| Eurer HochEdelGebohrnen | |||||||
| Iena. am 12ten Iänner 1770. | ganz ergebenster Diener | ||||||
| E I Danovius | |||||||
| Den Herren Laval und Motherby nebst ihren | |||||||
| schäzbaren Gemahlinnen, wie dem gesammten | |||||||
| Toussaintischen Hause bleibe ich für die viele mir | |||||||
| erwiesenen Höflichkeiten recht sehr verbunden. Ich | |||||||
| bitte Ihnen sämtlich meine stete Ergebenheit und | |||||||
| besten Wünsche zu versichern. | |||||||
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