| Kant: AA XXIII, Vorarbeiten zum Streit der ... , Seite 441 | |||||||
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| 01 | zum Sinai um diese abzuschaffen und zur wahren obzwar blos | ||||||
| 02 | natürlichen Religion überzugehen, welche denn zwar nicht christlich (actu) | ||||||
| 03 | aber von diesem nur durch kirchliche Form unterschieden seyn würde da | ||||||
| 04 | dann der Unterschied des Judenthums vom Christenthum so wenig ein | ||||||
| 05 | Sectenunterschied der Religion seyn würde (weil keiner von beyden | ||||||
| 06 | Theilen das Kirchliche mit zur Religion zählt) als der zwischen aufgeklärten | ||||||
| 07 | Catholiken u. Protestanten die sich insgesammt Glaubensbrüder nennen | ||||||
| 08 | können so daß die Euthanasie des Judenthums der Übergang desselben | ||||||
| 09 | zur natürlichen Religion seyn würde. Da diese sich aber ohne irgend | ||||||
| 10 | kirchliche Form und Statuten nicht als öffentliche Lehre erhalten kan so | ||||||
| 11 | würde sich die Verschwisterung mit dem Christenthum so fern die | ||||||
| 12 | letztere ihre kirchliche Verfassung von lästigen Observanzen gereinigt | ||||||
| 13 | und diese ihren wahren Werth bestimmt hat anschließen. | ||||||
| 14 | Von der moralischen Auflösung dieses Problems | ||||||
| 15 | Hier ist nun eine zwiefache mystische Gefühlstheorie als Schlüssel | ||||||
| 16 | zu Auflösung der Aufgabe ein neuer Mensch zu werden vorgelegt | ||||||
| 17 | wo es nicht um das Object aller Religion (die Regel des guten | ||||||
| 18 | Lebenswandels) zu thun ist (denn darin stimmen beyde Theile überein) | ||||||
| 19 | sondern um die subjective Bedingungen unter denen wir allein die | ||||||
| 20 | Kraft bekommen jene in uns zur Ausführung zu bringen worüber beyde | ||||||
| 21 | Partheyen darinn einig geworden sind daß es nicht natürlich zugehen | ||||||
| 22 | könne wo dann der eine Teil den fürchterlichen Kampf mit dem bösen | ||||||
| 23 | Geiste von dessen Gewalt loszukommen der Andere aber das Gehör der | ||||||
| 24 | freundlichen Einladung des Guten Geistes zu seiner Seite über zu gehen | ||||||
| 25 | mithin der eine den seeligmachenden Schmerz der andere die Seelenerquickende | ||||||
| 26 | Ruhe und Trost im Bewustseyn eines sicheren Schutzes | ||||||
| 27 | wieder alles böse zum Princip macht * (Fußnotenreferenz auf Seite 443) | ||||||
| 28 | Der Mensch soll sich selbst beweisen daß in ihm eine übernatürliche | ||||||
| 29 | Erfahrung vorgegangen sey (nicht etwa blos daß in ihm etwas vorgegangen | ||||||
| 30 | sey was er sich nicht anders als durch ein Wunder zu erklären | ||||||
| 31 | weiß denn das wäre ein Schlus aus der Erfahrung der auch trügen kann). | ||||||
| 32 | Eine solche aber ist geradezu ein Wiederspruch; denn Verknüpfung meiner | ||||||
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