Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 144 |
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| 01 | Materialiter Unrecht ist, was der Materie (dem obiecte des | ||||||
| 02 | Willens andrer), formaliter, was den Bedingungen des reciproqven | ||||||
| 03 | Willens überhaupt wiederstreitet. Daher bey dem letzten die handlung | ||||||
| 04 | nicht allein kein Gegenstand des Willens aller seyn kan, sondern auch | ||||||
| 05 | allgemein unter einer allgemeinen Regel genommen unmoglich ist. | ||||||
| 06 | Pr 27: | ||||||
| 07 | * (g Die motiva des Rechts sind limitiren alle andre Pflichten | ||||||
| 08 | außer gegen sich selbst. Handlungen des Rechts müssen nicht in der | ||||||
| 09 | form der Gütigkeit ertheilt werden. Diese Gesetze sind bestimt. Durch | ||||||
| 10 | praestation der Schuldigkeit hört Verbindlichkeit auf. Vom casu necessitatis. | ||||||
| 11 | Iuri opponitur Ius. ) | ||||||
6733. ξ--ο? ρ? φ? Pr 27. |
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| 13 | Was unmöglich ein Gegenstand einer gemeinschaftlichen Willkühr | ||||||
| 14 | seyn kan, ist ungerecht; was, wenn es auch ein Gegenstand derselben wäre, | ||||||
| 15 | doch nach Gesetzen der Willkühr unmöglich ist auszuführen, ist Unrecht. | ||||||
6734. ξ--ο? ρ? φ? Pr 26. 27. |
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| 16 | Pr 26: | ||||||
| 18 | Eine Handlung ist unrecht, in so ferne sie, wenn andere diese Grundsätze | ||||||
| 19 | in uns voraussetzen, unmoglich ist. e. g. lüge. Es ist unmoglich, | ||||||
| 20 | einen zu betrügen, der da weis, daß man betriegen will, oder treulosigkeit | ||||||
| 21 | im Vertrage. Es ist auch unmoglich, solche Handlung als eine allgemeine | ||||||
| 22 | Befugnis zu wollen und zu billigen. Ungesellig ist der, der solche maximen | ||||||
| 23 | hat, daß, wenn andere eben dergleichen haben, er mit ihnen nicht umgehen | ||||||
| 24 | könte. Dazu gehört Geld. Pr 27: Der gefällige Mensch wünscht, daß | ||||||
| 25 | alle Menschen eben so wären wie er; der Ungesellige das Gegentheil. Der | ||||||
| 26 | Gerechte fodert es. Die Gerechtigkeit ist ein Grund der Moglichkeit der | ||||||
| 27 | Gesellschaft, obzwar ohne Wunsch. Die Gütigkeit ist ein antrieb zur Gesellschaft. | ||||||
| 28 | fodere das von andern, was du willst, daß andere von dir | ||||||
| 29 | fodern sollen. | ||||||
6735. ξ--ο? ρ? φ? Pr 26. |
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| 31 | Man kan keine Regeln geben, wie unsere Bedürfnis die Gütigkeit | ||||||
| 32 | einschränkt. | ||||||
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