Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 438 |
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| 01 | Ideen vielleicht durch reflexion zuerst müssen kennen lernen, folglich mit | |||||||||
| 02 | Geistigen Naturen umgehen usw. | |||||||||
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| 03 | *Schon vor dem Plato unterschied man die intellectuelle Erkentnisse | |||||||||
| 04 | von den sen empirischen welche man und verstand diese, wenn man | |||||||||
| 05 | sinnliche nannte, und machte so gar einen Unterschied zwischen intelligibeln | |||||||||
| 06 | und sensibeln Dingen. Man hielte alle Erkentnis a priori für | |||||||||
| 07 | sensi intellectuel, also auch Mathematik; und da verschiednes | |||||||||
| 08 | sensitive und eigentlich nur dieses a priori erkannt werden kan, so hatte | |||||||||
| 09 | man Beyspiele eines vermeyntlichen intellectuellen Erkentnisses. Aber | |||||||||
| 10 | diesen Unterschied wichtig zu finden, war ein Bedürfnis der Vernunft | |||||||||
| 11 | nöthig, über das empirische hinaus zu gehen, weil dieses immer bedingt | |||||||||
| 12 | und daher nicht Sache an sich selbst seyn kan, die jederzeit ihre Vollständige | |||||||||
| 13 | Bedingungen haben muß. | |||||||||
| 14 | Die Nothwendigkeit der Hypothesis eines solchen Etwas hielt man | |||||||||
| 15 | für Einsicht in die nothwendigkeit dieser Dinge. | |||||||||
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| 16 | M 354': | |||||||||
| 17 | Der hochste Grad der Schwarmerey ist, daß wir selbst in Gott sind | |||||||||
| 18 | und uns in ihm unser Daseyn fühlen oder anschauen. Der zweyte: daß | |||||||||
| 19 | wir alle Dinge nach ihrer wahren Natur nur in Gott als ihrer Ursache | |||||||||
| 20 | und in seinen Ideen als Urbildern anschauen. Der dritte: daß wir sie | |||||||||
| 21 | gar nicht anschauen, aber doch sie nur von dem Begriffe desselben ableiten | |||||||||
| 22 | und also aus unserm Daseyn und unsern Vernunftbegriffen von Dingen | |||||||||
| 23 | gerade auf die Existenz Gottes, in welchem sie allein obiective Realitaet | |||||||||
| 24 | haben können, schließen. Nun zurück vom niedrigsten Grade zum höchsten: | |||||||||
| 25 | Spinoza. | |||||||||
6052. ψ? (υ—χ?) M 354. |
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| 27 | Die Ursache der Schwärmerey st der Mangel der Critik der Vernunft | |||||||||
| 28 | selbst; denn, wenn ich aus eigenen Kraften bis zur Abstammung | |||||||||
| 29 | aller Dinge von Einem und auch zu den qvalitaeten dieses Einen gelange, | |||||||||
| 30 | wie komme ich dazu? 1. Durch Zergliederung meiner Begriffe? Alsdenn | |||||||||
| 31 | müßte der Begrif mir ursprünglich inspirirt seyn. 2. Durch die | |||||||||
| 32 | synthesis der Erfahrungsgesetze? Aber da bleibe ich in der Welt. 3. Durch | |||||||||
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