Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 743 |
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| 01 | welche empirische Begriffe und mit welcher Einschränkung oder Erweiterung | ||||||
| 02 | sie sich vor das Urwesen, hochste Wesen schicken. Erstlich: von | ||||||
| 03 | äußeren Erfahrungen könen diese Begriffe nicht abstrahirt werden, weil | ||||||
| 04 | diese nicht geben, was die Dinge sind, sondern wie sie erscheinen. also | ||||||
| 05 | nur von inneren. Diese praedicate werden per reductionem, per eminentiam, | ||||||
| 06 | und die übrige per analogiam gott beygelegt werden. Die | ||||||
| 07 | transscendentale theologie ist also die Norm der Natürlichen, ja auch ihr | ||||||
| 08 | Ursprung. | ||||||
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4842. τ? (μ? ρ2—σ2?) M 338'. Zu M § 828: |
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| 12 | Man streitet darüber, ob die alte Völker eben so richtige Begriffe von | ||||||
| 13 | moralitaet der Gottheit und dem künftigen Leben gehabt haben. Diese | ||||||
| 14 | Begriffe sind natürlich und allerwerts richtig, obgleich nicht verfeinert. | ||||||
| 15 | Allein die religionen derselben haben zwey fehler: erstlich, daß sie die | ||||||
| 16 | moralit das moralische Gesetz und ihre Würdigkeit so nachsichtlich ansetzten, | ||||||
| 17 | daß sie die religion mit ihren schwächen konnte zusammen reimen; | ||||||
| 18 | zweytens: daß sie was anderes als Moralitaet, nemlich natürliche oder | ||||||
| 19 | vorgeschriebene Anbetungen, zum religionsmittel brauchten. In Ansehung | ||||||
| 20 | des ersteren haben vornemlich die Griechen und Römer, in ansehung des | ||||||
| 21 | zweyten Christen und andere Gefehlt. Also ist die Theologie zwar leicht, | ||||||
| 22 | der religionsbegrif aber schwer. Die Heiden beteten Untergottheiten an, | ||||||
| 23 | denen die regirung der Welt anvertrauet war; die Christen die oberste | ||||||
| 24 | Gottheit. Das war ein theologischer, aber Gar kein moralischer Unterschied, | ||||||
| 25 | als nur zufalig oder indirecte. | ||||||
| 26 | Socrates und Christus sind himmelweit in der moral von einander | ||||||
| 27 | unterschiden (g Nach menschlicher oder göttlicher Foderung ). Der erste | ||||||
| 28 | foderte sie himmlisch (vor den Himmel gültig), der andere irrdisch (vor | ||||||
| 29 | menschen); doch ist beym Socrates der allgemeine Grundsatz Gut nur | ||||||
| 30 | die Bestimung der besondern Handlungen, die unter dem Moralischen | ||||||
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