Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 485 |
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| 01 | Ausnahmen, und denn ist Gleichheit. Stoltz und Herablaßung sind | |||||||
| 02 | nothhülfen, aber bescheidene selbstschatzung das Mittel. Bescheidenheit besteht | |||||||
| 03 | darin, wenn man weder in seinem appetite noch in seiner Unterhaltung | |||||||
| 04 | noch Gespräche sich selbst allein zur Absicht hat, sondern den solipsismus | |||||||
| 05 | zur Gleichheit mit anderen mäßigt. Bescheidenheit in Behauptungen. | |||||||
| 06 | Ich bescheide mich hierin. Bescheidenheit ist der Grund der wahren | |||||||
| 07 | Hoflichkeit, nemlich die Hoflichkeit negativ. Vertraglichkeit, Unleidlichkeit. | |||||||
| 08 | Kleider könen unbescheiden seyn, wenn sie eine Anmaßung enthalten, die | |||||||
| 09 | Augen auf sich zu ziehen. Ganz neue Moden sind unbescheiden. Unbescheiden | |||||||
| 10 | im Fodern, im Bitten, in Annehmung erwartung. | |||||||
1090. π. M 306'. E I 436. |
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| 12 | Hochmüthige sind niederträchtig. Das kommt daher, weil ein ieder | |||||||
| 13 | Hochmüthiger unverschämt ist — — und Unverschämtheit ist ohne Ehre | |||||||
| 14 | und niederträchtig. Daß man ienen Satz auch umkehren kan, komt auf | |||||||
| 15 | die Neigung an, die der Mensch zum Vorzuge hat. Denn ist diese mit | |||||||
| 16 | Unverschämtheit verbunden, so ist der Mensch iederzeit hochmüthig, weil | |||||||
| 17 | die Unverschämtheit diese Unbescheidenheit befördert. | |||||||
1091. π. M 307'. E I 435. |
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| 19 | Die Unbescheidenheit geht wieder die billige Ansprüche andrer; der | |||||||
| 20 | Hochmuth ist von der Art; dieses setzt Unverschämtheit voraus, und diese | |||||||
| 21 | ist immer mit niederträchtigkeit verbunden. | |||||||
| 22 | Der Hochmuth sucht andre in Ansehung seiner verachtlich zu machen | |||||||
| 23 | und zu erniedrigen; er Verlangt Vorzug oder nimmt ihn an. | |||||||
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