Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 393 |
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| 01 | und Bescheidenheit, der Abgemessenheit, des des Gewöhnlichen, des | |||||||
| 02 | Einheimischen selbst in der Sprache, des sanften, des dauerhaften und | |||||||
| 03 | vollendeten, der Reinigkeit der Sprache und der reinlichkeit in Nachahmung. | |||||||
| 04 | Wer einem anderen etwas nachthut, kan es ihm gleichthun, ia | |||||||
| 05 | ihn gar übertreffen. Doch nicht in der Ehre. Wer etwas nachmacht in | |||||||
| 06 | der Manier nicht Erfindung, kan ihm nicht zur Seite gesetzt werden. Wer | |||||||
| 07 | fortsetzt, kan den ersten Urheber weit übertreffen, wie Newton den Kepler. | |||||||
| 08 | Wir Deutsche sind zum Fortsetzen der Erfindungen der Vernunft gemacht. | |||||||
| 09 | Die Denkungsart original zu machen und Eingebungen eines verborgenen | |||||||
| 10 | Sinnes statt Vernunft. Pythonischer Stil oder Adeptensprache haben | |||||||
| 11 | auch ihre technik. | |||||||
899. φ. M 324. |
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| 13 | Genie ist nicht etwa ein Daemon, der Eingebungen und Offenbahrungen | |||||||
| 14 | ertheilt. Man muß sonst manches gelernt oder formlich und | |||||||
| 15 | methodisch studirt haben, wenn genie einen Stof haben soll. genie ist auch | |||||||
| 16 | nicht eine besondere methode Art und Qvelle der Einsicht; sie muß iederman | |||||||
| 17 | können mitgetheilt werden und verstandlich gemacht werden. Nur daß genie | |||||||
| 18 | darauf komt, wozu talent und Fleis nicht bringen würde; wenn aber die | |||||||
| 19 | vorgegebenen Erleuchtungen amant obscurum und sich gar nicht beym | |||||||
| 20 | Licht wollen besehen und prüfen lassen, wenn sie auf keine faßliche Idee | |||||||
| 21 | auslaufen: so schwärmt die Einbildung, und, weil das product Nichts ist, | |||||||
| 22 | so war es auch gar nicht aus dem genie entsprungen, sondern Blendwerk. | |||||||
900. φ. M 324. 324'. |
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| 24 | M 324: | |||||||
| 25 | Es scheinet, daß wir eben so gut ein ideal einer schönen M 324': | |||||||
| 26 | gestalt a priori bey uns führen als ein ideal der sittlichkeit, weil wir die | |||||||
| 27 | physiognomische Urtheile schwerlich von der Erfahrung abstrahirt haben. | |||||||
| 28 | Lavaters Neue Worte sind hier schiklich. sie geben undeutliche und nur | |||||||
| 29 | in concreto brauchbare Begriffe ohne Regel. | |||||||
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