Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 175 |
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| 01 | Gewissen bekennen oder ander Lehrer anderen zumuthen können in ihren | |||||||
| 02 | zu bekennen, davon kan man ganz gewis werden. | |||||||
| 03 | (g Das Recht ist das einzige Vernunfterkenntnis, wo die Regel in | |||||||
| 04 | concreto durch gemeinen Verstand sicherer als in abstracto erkannt | |||||||
| 05 | wird, ja diese so gar jenes Urtheil verdirbt. ) | |||||||
| 06 | Das Recht ist von so besonderer Natur, daß es leichter ist, in iedem | |||||||
| 07 | gegebenen Falle, da das factum wohl eruirt ist, zu e ohne Gesetzformel | |||||||
| 08 | zu entscheiden, was Recht ist, als nach irgend einer Formel. Denn diese, | |||||||
| 09 | mag sie noch so künstlich gegeben seyn, wenn sie der Natur der Sache | |||||||
| 10 | gemäs und nicht blos willkührlich seyn soll, kan niemals so genau bestimt | |||||||
| 11 | werden, daß sich nicht fälle finden solten, die unter die Bedingung | |||||||
| 12 | des Gesetzes gehören, an welchen aber die bestimmung des der Ausspruch | |||||||
| 13 | des Gesetzes nicht anpaßt. Daher sind auch die Urtheile vieler Rechtsgelehrten | |||||||
| 14 | immer von wichtigkeit. Um des willen solten die Wirkungen | |||||||
| 15 | desselben Gesetzes in verschiedenen Fällen als Versuche angesehen werden, | |||||||
| 16 | darnach es geprüft, verworfen oder bestimt werden muss. Sonst müssen | |||||||
| 17 | immer Einschränkungen hinzugefügt werden, welche so viel Ausnahmen | |||||||
| 18 | ausmachen, daß es aufhört, eine allgemeine Regel zu seyn. Die Ursache | |||||||
| 19 | dieser Schwierigkeit, das Recht in einer Regel in abstracto zu bestimmen, | |||||||
| 20 | ist, weil eine Rechtsregel nicht in seinen Begriffen den Grund enthält, | |||||||
| 21 | sondern in der Zusammenstimung gewisser Handlungen in einer allgemein | |||||||
| 22 | gültigen Wilkühr ohne Unterschied der Umstände. Nun muß man | |||||||
| 23 | vorher alle Handlungen in allerley Umstanden durchgehen, um zu sehen, | |||||||
| 24 | ob sie zusammenstimmen. | |||||||
431. ω2 L Bl. M 16. S. I: |
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| 26 | 1. Büsch. Man muß zwey Gute Menschen mit einander nicht vergleichen | |||||||
| 27 | wollen (g weil man das nicht thun kan, ohne einen zu tadeln ), | |||||||
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