Kant: AA XII, Briefwechsel 1796 , Seite 072 |
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Text (Kant):
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| 01 | Hiezu und zu allen übrigen wohlgemeynten und redlichen Absichten | ||||||
| 02 | wünsche das beste Glück und bin mit aller Hochachtung | ||||||
| 03 | Ew. Hochedelgeb. ergebenster Freund | ||||||
| 04 | und Diener | ||||||
| 05 | Koenigsberg | I Kant. | |||||
| 06 | den 16t. April | ||||||
| 07 | 1796. | ||||||
| 703. | |||||||
| 09 | Von Daniel Ienisch. | ||||||
| 10 | 20. April 1796. | ||||||
| 11 | Sendschreiben | ||||||
| 12 | an Herrn Professor Kant in Königsberg. | ||||||
| 13 | Verehrungswürdiger Greis! | ||||||
| 14 | Innigst=geliebter Lehrer! | ||||||
| 15 | Denn des unschätzbaren Glücks erfreue ich mich, den ersten Tiefdenker | ||||||
| 16 | des Iahrhunderts, den σοφον Teutschlands, als denjenigen | ||||||
| 17 | nennen zu können, dessen Lehren, von ihm selbst vorgetragen mit jener | ||||||
| 18 | Stimme der durch ihre eigne Anspruchlosigkeit überzeugenden Wahrheit, | ||||||
| 19 | mit jenem Ernst, jener Würde, womit die Weisheit selbst ihre Zuhörer | ||||||
| 20 | ermahnen würde, den ungebildeten Geist des sechzehnjährigen Iünglings | ||||||
| 21 | erleuchteten; dessen Hand mich in das Gefilde der Wissenschaften einführte, | ||||||
| 22 | welches damals so ausgearbeitet vor mir lag, und, durch die | ||||||
| 23 | Geringfügigkeit meiner Kräfte, in der Folge für mich so enge beschränkt | ||||||
| 24 | ward; dessen edle Theilnahme endlich gewisse wesentliche Abschnitte des | ||||||
| 25 | sich selbst überlassenen Iünglings, und durch diese, auch des Mannes, | ||||||
| 26 | bestimmte. | ||||||
| 27 | Wäre der, von Teutschland immer mit Ehrfurcht ausgesprochene, | ||||||
| 28 | Name Kant, seit mehr als einem Dezennium insbesondere, auch nicht | ||||||
| 29 | die Losung des ungetheiltesten Ruhms und litterarischer Verdienste, | ||||||
| 30 | wie er es nun, so allgemein=anerkannt, ist: so würde noch der Gedanke, | ||||||
| 31 | zu den Füßen dieses Weisen gesessen zu haben, mich immer begeistern: | ||||||
| 32 | so würde das Gefühl, daß er es einst würdigte, mich seiner Theilnehmung | ||||||
| 33 | nicht ganz gleichgültig seyn zu lassen, noch ein Stolz für | ||||||
| 34 | mein Herz seyn. | ||||||
| 35 | Denn so viele Iünglinge, denen Sie vorsorgender Vater waren; | ||||||
| 36 | so viele Wohlthaten, deren Segen der Genießer empfand, ohne die | ||||||
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