Kant: AA XI, Briefwechsel 1793 , Seite 427 |
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| 01 | getäuscht, und ich muß es so schicken, wie ich es geschrieben | ||||||
| 02 | habe. Ich glaube aber doch, daß Sie die Einleitung leserlich | ||||||
| 03 | finden werden, und eigentlich liegt mir nur daran, daß Sie | ||||||
| 04 | die Güte haben möchten, diese zu lesen, | ||||||
| 572. | |||||||
| 06 | An Abraham Gotthelf Kästner. | ||||||
| 07 | [Mai 1793.] | ||||||
| 08 | Nehmen Sie verehrungswürdiger Mann! meinen Dank für Ihren | ||||||
| 09 | aufgeweckten und belehrenden Brief gütigst an (den mir eine, dem durch | ||||||
| 10 | Göttingen durchreisenden Doct: Jachmann mitgegebene, Empfehlung | ||||||
| 11 | erwarb) zu dessen Bezeugung ich nicht eher eine schickliche Gelegenheit, | ||||||
| 12 | als die Ubersendung einer bis jetzt verspäteten Abhandlung, die hiemit | ||||||
| 13 | erfolgt, habe ausfinden können. | ||||||
| 14 | Die Gründlichkeit der Erinnerung, die Sie mir damals gaben, | ||||||
| 15 | die neugemoldete, in der Critik und ihren Grundzügen kaum vermeidliche, | ||||||
| 16 | rauhe Schulsprache gegen eine populäre zu vertauschen, oder | ||||||
| 17 | wenigstens mit ihr zu verbinden, habe ich oft, vornehmlich beyLesung | ||||||
| 18 | der Schriften meiner Gegner, lebhaft gefühlt; hauptsächlich den dadurch | ||||||
| 19 | unschuldigerweise veranlaßten Unfug der Nachbeter, mit Worten um | ||||||
| 20 | sich zu werfen, womit sie keinen, wenigstens nicht meinen Sinn verbinden; | ||||||
| 21 | zu dessen Verhütung ich die nächste Gelegenheit ergreifen werde, | ||||||
| 22 | die eine trockene Darstellung erfordert und mit jener Schulsprache die | ||||||
| 23 | gemeine zu verbinden Anlas giebt. | ||||||
| 24 | Was Sie vortreflicher Mann mir und jedermann bewundernswürdig | ||||||
| 25 | macht ist, daß Ihre in so viele Fächer, der Wissenschaften so | ||||||
| 26 | wohl als des Geschmacks, eingreifende, durch ihre Eigenthümlichkeit, | ||||||
| 27 | auch ohne Nahmensnennung, kennbare Schriften, noch immer den kraftvollen | ||||||
| 28 | Geist und die Leichtigkeit der Iugend athmen; wobey Sie denn | ||||||
| 29 | auch der Himmel bis in die Iahre eines Fontenelle, des Lieblings der | ||||||
| 30 | Musen, erhalten wolle, ohne welches das letztere für einen Gelehrten | ||||||
| 31 | auch kein sonderlich wünschenswerthes Glück seyn würde. Das erstere | ||||||
| 32 | scheint mir die Natur nicht beschieden zu haben, indem ich nach dem | ||||||
| 33 | Antritt meines 7Osten Iahres, ohne krank zu seyn, doch schon die Last | ||||||
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