Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 270

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 der Berg durch Ausbrüche entstanden sein. Nachdem der Auswurf der      
  02 wässerigen Dünste und der Substanzen des unterirdischen Chaos aufgehört      
  03 hat: so werfen dergleichen Berge nun eine feurige Materie aus.      
           
  04 In Italien findet man einen Aschenberg, der aus dem Auswurfe      
  05 feuerspeiender Berge entstanden ist. Im kaukasischen Gebirge entdeckt man      
  06 noch Berge, die gleichsam aus der Erde hervorquillen. Man trifft noch      
  07 auf Inseln, in denen man ganz andere Schichten vorfindet, als die gewöhnlichen      
  08 es sind, z. E. eine Schicht Sand, dann eine Schicht blauen      
  09 Thon. Solche Inseln müssen daher auf eine ähnliche Art entstanden sein.      
  10 Wir bewohnen also nur fürchterliche Ruinen.      
           
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§. 52.
     
           
  12 Wenn man an einem Körper sowohl die Figur als Structur erwogen      
  13 hat: so muß man auch die Mixtur desselben oder die Theile, aus denen      
  14 derselbe zusammengesetzt ist, untersuchen. Wir wollen bei dieser Gelegenheit      
  15 also      
           
  16 1. den Zusammenhang der Steintheile,      
  17 2. aber auch die Erdschichten selbst erwägen.      
           
  18 Denn überhaupt ist es anzumerken, daß da, wo die Erdbeben oder      
  19 andere Verwüstungen keine Änderung hervorgebracht, die Materien in      
  20 gewisser Ordnung, die dennoch nicht in allen Ländern gleich ist, über      
  21 einander gelegt sind. Es würde, wenn ein jedes Land seinen Boden      
  22 untersucht hätte, eine Geographia subterranea zu Stande gebracht werden      
  23 können, wie denn ein Franzose auch wirklich darin den besten Versuch      
  24 geliefert hat.      
           
  25 Die Erde ist überhaupt keinesweges als ein Schutthaufe oder Klumpen      
  26 gemengter Materien anzusehen, sondern sie dehnt sich in Lagen und      
  27 Schichten aus, auf denen die Möglichkeit der Quellen beruht. Denn wenn      
  28 die Erde nur ein Schutthaufe durcheinandergemengter Materien wäre:      
  29 so gäbe es auch keine Quellen. Es giebt in der That Inseln, die aus      
  30 dergleichen gemengten Materien bestehen, wo daher aber auch keine Quellen      
  31 angetroffen werden, z. E. die Insel Ascension.      
           
  32 Fast überall bedeckt unsern Weltkörper eine sogenannte Dammerde,      
  33 welche aus verfaulten Gewächsen entstanden ist und seit der Römer Zeiten,      
  34 ungefähr vom zweiten Jahrhunderte an, um 6 Fuß zugenommen hat,      
  35 wie man es aus dem Orte, wohin die nicht metallartigen Steine eines      
  36 Bergwerkes abgesondert geworfen werden, bemerkt hat. Da aber das      
           
     

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