Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 242

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 die aus ihrem flüssigen Zustande in ihren gegenwärtigen übergegangen      
  02 sind.      
           
  03 Die Berge bestehen entweder aus einem ewigen Steine, welches die      
  04 Felsberge sind, oder aus Erde und Sand, welche Sandberge heißen.      
  05 Wenn sich viele Berge beisammen befinden, so nennt man sie ein      
  06 Gebirge. Wenn aber ein solches Gebirge in einer immerwährenden Linie,      
  07 sie mag gerade sein oder krumm, fortläuft, so heißt es eine Bergkette.      
  08 Es besteht aber eine dergleichen Bergkette aus einem Stamme      
  09 und aus Ästen. Der Stamm der Berge ist derjenige Ort, an dem viele      
  10 Berge beisammen stehen. Äste aber sind Berge, die nur aus dieser Linie      
  11 entspringen und eine andere Richtung nehmen.      
           
  12 Die Schweiz scheint der eigentliche Stamm aller Berge in Europa      
  13 zu sein. In Schweden zingelt sich gleichsam eine Bergkette um das ganze      
  14 Land, von welcher viele Äste ausgehen, zwischen denen die Flüsse, als      
  15 welche von den Bergketten und Landrücken herabfließen und von den Bergen      
  16 zur Seite mehr Zuwachs erhalten, sich nach dem Finnischen Meerbusen      
  17 ergießen. Eine andere Bergkette erstreckt sich von dem Cap Finisterre bis      
  18 zu den pyrenäischen Gebirgen, von da zu den Alpen und so weiter fort.      
  19 Eine andere Bergkette umgiebt das halbe Amerika. Noch eine anderweitige      
  20 schließt einen großen Theil von Rußland und das Eismeer ein. Überhaupt      
  21 findet man niemals einen Felsberg ganz allein, sondern beständig      
  22 mehrere derselben beisammen. Diese werden gegen das Meer hin immer      
  23 niedriger, und auf einer etwas großen Insel trifft man jederzeit, wenn sie      
  24 länger als breit ist, eine der größten Länge nach fortlaufende Bergkette      
  25 an, wie z. B. namentlich in Sumatra, oder, wenn sie gerade so breit ist      
  26 als lang, in der Mitte einen Stamm von Bergen, dessen Äste sich nach      
  27 allen Seiten gegen das Meer erstrecken. Die Erde, welche sich auf verschiedenen      
  28 dieser Felsberge findet, scheint nur zufällig dahin gekommen zu      
  29 sein, weil man unter ihr Bäume, Muscheln und andere Dinge der Art      
  30 antrifft.      
           
  31 Anmerkung. Der Zusammenhang der Gebirge in den außer=europäischen      
  32 Welttheilen ist uns noch sehr unbekannt. Am bekanntesten indessen in      
  33 Asien. Was Europa selbst betrifft: so ist zum Theil schon vorhin erwähnt,      
  34 daß man hier zwei Gebirgketten oder Hauptstöcke der Gebirge, eins in der      
  35 Schweiz, das andere da, wo der Don, die Wolga und der Dnjepr entspringen,      
  36 anzunehmen hat. Jener erste befindet sich innerhalb den Quellen des Rheins,      
  37 der Rhone, der Aare und Etsch, bildet demnach den Mittelpunkt der Alpen,      
           
     

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