Kant: AA VIII, Über eine Entdeckung, nach ... , Seite 232

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 ich wohl meinen möge, und nun wird eine Staubwolke von Distinctionen      
  02 und Classificationen der Prädicate, die in Urtheilen vorkommen können,      
  03 erregt, daß dafür die Sache, wovon die Rede ist, nicht mehr gesehen      
  04 werden kann; alles, um zu beweisen, daß ich die synthetischen Urtheile,      
  05 vornehmlich die a priori zum Unterschiede von den analytischen anders      
  06 habe definiren sollen, als ich gethan habe. Die Rede ist hier auch      
  07 gar noch nicht von meiner Art der Auflösung der Frage, wie dergleichen      
  08 Urtheile möglich sind, sondern nur, was ich darunter verstehe, und daß,      
  09 wenn ich in ihnen eine Art Prädicate annehme, sie (S. 319) zu weit, verstehe      
  10 ich sie aber von einer anderen Art, sie (S. 320) zu enge sei. Nun      
  11 ist aber klar, daß, wenn ein Begriff allererst aus der Definition hervorgeht,      
  12 es unmöglich ist, daß er zu enge oder zu weit sei, denn er bedeutet      
  13 alsdann nichts mehr, auch nichts weniger, als was die Definition von      
  14 ihm sagt. Alles, was man dieser noch vorwerfen könnte, wäre: daß sie      
  15 etwas an sich Unverständliches, was also zum Erklären gar nicht taugt,      
  16 enthalte. Der größte Künstler im Verdunkeln dessen, was klar ist, kann      
  17 aber gegen die Definition, welche die Kritik von synthetischen Sätzen      
  18 giebt, nichts ausrichten: sie sind Sätze, deren Prädicat mehr in sich enthält,      
  19 als im Begriffe des Subjects wirklich gedacht wird; mit anderen      
  20 Worten, durch deren Prädicat etwas zu dem Gedanken des Subjects      
  21 hinzugethan wird, was in demselben nicht enthalten war; analytische      
  22 sind solche, deren Prädicat nur eben dasselbe enthält, was in dem Begriffe      
  23 des Subjects dieser Urtheile gedacht war. Nun mag das Prädicat der      
  24 ersteren Art Sätze, wenn sie Sätze a priori sind, ein Attribut (von dem      
  25 Subject des Urtheils), oder wer weiß was anders sein, so darf diese Bestimmung,      
  26 ja sie muß nicht in die Definition kommen, wenn es auch auf      
  27 eine so belehrende Art, wie Herr Eberhard es ausgeführt hat, von dem      
  28 Subjecte bewiesen wäre; das gehört zur Deduction der Möglichkeit der      
  29 Erkenntniß der Dinge durch solche Art Urtheile, die allererst nach der      
  30 Definition erscheinen muß. Nun findet er aber die Definition unverständlich,      
  31 zu weit oder zu enge, weil sie dieser seiner vermeinten näheren      
  32 Bestimmung des Prädicats solcher Urtheile nicht anpaßt.      
           
  33 Um eine ganz klare, einfache Sache so sehr als möglich in Verwirrung      
  34 zu bringen, bedient sich Herr Eberhard allerlei Mittel, die aber eine      
  35 für seine Absicht ganz widrige Wirkung thun.      
           
  36 S. 308 heißt es: "Die ganze Metaphysik enthält, wie Herr Kant      
  37 behauptet, lauter analytische Urtheile" und führt als Belag seiner      
           
     

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