Kant: AA VIII, Über eine Entdeckung, nach ... , Seite 210 |
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| 01 | die ihm für sich selbst zukommen, sondern nur die subjectiven Bedingungen | ||||||
| 02 | unserer Sinnlichkeit an die Hand giebt, unter denen wir allein | ||||||
| 03 | von ihnen eine anschauliche Vorstellung erhalten können. - Nach der | ||||||
| 04 | Kritik ist also alles in einer Erscheinung selbst wiederum Erscheinung, so | ||||||
| 05 | weit der Verstand sie immer in ihre Theile auflösen und die Wirklichkeit | ||||||
| 06 | der Theile, zu deren klarer Wahrnehmung die Sinne nicht mehr zulangen, | ||||||
| 07 | beweisen mag; nach Herrn Eberhard aber hören sie alsdann sofort auf | ||||||
| 08 | Erscheinungen zu sein und sind die Sache selbst. | ||||||
| 09 | Weil es dem Leser vielleicht unglaublich vorkommen möchte, da | ||||||
| 10 | Herr Eberhard eine so handgreifliche Mißdeutung des Begriffs vom | ||||||
| 11 | Sinnlichen, den die Kritik, welche er widerlegen wollte, gegeben hat, willkürlich | ||||||
| 12 | begangen, oder selbst einen so schalen und in der Metaphysik | ||||||
| 13 | gänzlich zwecklosen Begriff vom Unterschiede der Sinnenwesen von Verstandeswesen, | ||||||
| 14 | als die bloße logische Form der Vorstellungsart ist, aufgestellt | ||||||
| 15 | haben sollte: so wollen wir ihn über das, was er meint, sich selbst | ||||||
| 16 | erklären lassen. | ||||||
| 17 | Nachdem sich nämlich Herr Eberhard S. 271 - 272 viel unnöthige | ||||||
| 18 | Mühe gegeben hat, zu beweisen, woran niemand je gezweifelt hat, und | ||||||
| 19 | nebenbei wie natürlich sich auch verwundert, daß so etwas vom kritischen | ||||||
| 20 | Idealism hat übersehen werden können, daß die objective Realität eines | ||||||
| 21 | Begriffs, die im Einzelnen nur an Gegenständen der Erfahrung bewiesen | ||||||
| 22 | werden kann, doch unstreitig auch im Allgemeinen, d. i. überhaupt von | ||||||
| 23 | Dingen, erweislich und ein solcher Begriff nicht ohne irgend eine objective | ||||||
| 24 | Realität sei (wiewohl der Schluß falsch ist, daß diese Realität dadurch | ||||||
| 25 | auch für Begriffe von Dingen, die nicht Gegenstand der Erfahrung sein | ||||||
| 26 | können, bewiesen werde), so fährt er so fort: "Ich muß hier ein Beispiel | ||||||
| 27 | gebrauchen, von dessen passender Anwendbarkeit wir uns erst weiter unten | ||||||
| 28 | werden überzeugen können. Die Sinnen und die Einbildungskraft des | ||||||
| 29 | Menschen in seinem gegenwärtigen Zustande können sich von einem | ||||||
| 30 | Tausendeck kein genaues Bild machen; d. i. ein Bild, wodurch sie es z. B. | ||||||
| 31 | von einem Neunhundert=Und=Neun=Und=Neunzigeck unterscheiden könnten. | ||||||
| 32 | Allein so bald ich weiß, daß eine Figur ein Tausendeck ist: so kann mein | ||||||
| 33 | Verstand ihr verschiedene Prädicate beilegen etc. Wie läßt es sich also sich also | ||||||
| 34 | beweisen, daß der Verstand von einem Dinge an sich deswegen gar nichts | ||||||
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