Kant: AA VIII, Bestimmung des Begriffs einer ... , Seite 103 |
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| 01 | dieser Absicht gelegte Zurüstung und, wenn dieser Zweck nur späterhin zu | ||||||
| 02 | erreichen war, auf anerschaffene Keime schließen. Nun ist dieses Zweckmäßige | ||||||
| 03 | zwar an der Eigenthümlichkeit keiner Race so deutlich zu beweisen | ||||||
| 04 | möglich, als an der Negerrace; allein das Beispiel, das von dieser allein | ||||||
| 05 | hergenommen worden, berechtigt uns auch, nach der Analogie eben dergleichen | ||||||
| 06 | von den übrigen wenigstens zu vermuthen. Man weiß nämlich | ||||||
| 07 | jetzt: daß das Menschenblut bloß dadurch, daß es mit Phlogiston überladen | ||||||
| 08 | wird, schwarz werde (wie an der unteren Seite eines Blutkuchens zu sehen | ||||||
| 09 | ist). Nun giebt schon der starke und durch keine Reinlichkeit zu vermeidende | ||||||
| 10 | Geruch der Neger Anlaß zu vermuthen, daß ihre Haut sehr viel | ||||||
| 11 | Phlogiston aus dem Blute wegschaffe, und daß die Natur diese Haut so | ||||||
| 12 | organisirt haben müsse, daß das Blut sich bei ihnen in weit größerem | ||||||
| 13 | Maße durch sie dephlogistisiren könne, als es bei uns geschieht, wo | ||||||
| 14 | das letztere am meisten ein Geschäft der Lunge ist. Allein die ächten Neger | ||||||
| 15 | wohnen auch in Landstrichen, worin die Luft durch dicke Wälder und | ||||||
| 16 | sumpfichte bewachsene Gegenden so phlogistisirt wird, daß nach Lind's | ||||||
| 17 | Berichte Todesgefahr für die englischen Matrosen dabei ist, auch nur auf | ||||||
| 18 | einen Tag den Gambiastrom hinauf zu fahren, um daselbst Fleisch einzukaufen. | ||||||
| 19 | Also war es eine von der Natur sehr weislich getroffene Anstalt, | ||||||
| 20 | ihre Haut so zu organisiren, daß das Blut, da es durch die Lunge noch | ||||||
| 21 | lange nicht Phlogiston genug wegschafft, sich durch jene bei weitem stärker | ||||||
| 22 | als bei uns dephlogistisiren könne. Es mußte also in die Enden der | ||||||
| 23 | Arterien sehr viel Phlogiston hinschaffen, mithin an diesem Orte, das ist | ||||||
| 24 | unter der Haut selbst, damit überladen sein und also schwarz durchscheinen, | ||||||
| 25 | wenn es gleich im Innern des Körpers roth genug ist. Überdem ist die | ||||||
| 26 | Verschiedenheit der Organisation der Negerhaut von der unsrigen selbst | ||||||
| 27 | nach dem Gefühle schon merklich. - Was aber die Zweckmäßigkeit der | ||||||
| 28 | Organisation der andern Racen, so wie sie sich aus der Farbe schließen | ||||||
| 29 | läßt, betrifft: so kann man sie freilich wohl nicht mit gleicher Wahrscheinlichkeit | ||||||
| 30 | darthun; aber es fehlt doch auch nicht ganz an Erklärungsgründen | ||||||
| 31 | der Hautfarbe, welche jene Vermuthung der Zweckmäßigkeit unterstützen | ||||||
| 32 | können. Wenn der Abt Fontana in dem, was er gegen den Ritter | ||||||
| 33 | Landriani behauptet, nämlich: daß die fixe Luft, die bei jedem Ausathmen | ||||||
| 34 | aus der Lunge gestoßen wird, nicht aus der Atmosphäre niedergeschlagen, | ||||||
| 35 | sondern aus dem Blute selbst gekommen sei, Recht hat: so könnte | ||||||
| 36 | wohl eine Menschenrace ein mit dieser Luftsäure überladenes Blut haben, | ||||||
| 37 | welche die Lungen nicht allein fortschaffen könnten, und wozu die Hautgefäße | ||||||
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