Kant: AA VIII, Über die Vulkane im ... , Seite 069 |
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| 01 | Im Gentleman's Magazine, 1784, befindet sich gleich zu Anfang ein | ||||||
| 02 | Sendschreiben des russischen Staatsraths Hrn. Aepinus an Hrn. Pallas | ||||||
| 03 | über eine Nachricht, die Hr. Magellan der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften | ||||||
| 04 | in Petersburg mitgetheilt hat, betreffend einen vom Hrn. | ||||||
| 05 | Herschel am 4. Mai 1783 entdeckten Vulkan im Monde. Diese Neuigkeit | ||||||
| 06 | interessirte Hrn. Aepinus, wie er sagt, um desto mehr, weil sie seiner | ||||||
| 07 | Meinung nach die Richtigkeit seiner Muthmaßung über den | ||||||
| 08 | vulkanischen Ursprung der Unebenheiten der Mondsfläche | ||||||
| 09 | beweise, die er im Jahr 1778 gefaßt und 1781 in Berlin durch den | ||||||
| 10 | Druck bekannt gemacht hat*);und worin sich, wie er mit Vergnügen gesteht, | ||||||
| 11 | drei Naturforscher einander ohne Mittheilung begegnet haben: er | ||||||
| 12 | selbst, Hr. Aepinus in Petersburg, Hr. Prof. Beccaria zu Turin und | ||||||
| 13 | Hr. Prof. Lichtenberg in Göttingen. Indessen da durch den Ritter | ||||||
| 14 | Hamilton die Aufmerksamkeit auf vulkanische Kratere in allen Ländern | ||||||
| 15 | so allgemein gerichtet worden: so sei jene Muthmaßung mit einer überständig | ||||||
| 16 | reifen Frucht zu vergleichen, die in die Hände des ersten besten | ||||||
| 17 | fallen müssen, der zufällig den Baum anrührte. Um endlich durch Ansprüche | ||||||
| 18 | auf die Ehre der ersten Vermuthung unter Zeitgenossen keinen | ||||||
| 19 | Zwist zu erregen, führt er den berühmten Robert Hooke als den ersten | ||||||
| 20 | Urheber derselben an, in dessen Mikrographie (gedruckt 1655) im 20sten | ||||||
| 21 | Kapitel er Grade die nämlichen Ideen angetroffen habe. Sic redit ad | ||||||
| 22 | dominum | ||||||
| 23 | Herrn Herschels Entdeckung hat, als Bestätigung der zweideutigen | ||||||
| 24 | Beobachtungen des Neffen des Hrn. Beccaria und des Don Ulloa, allerdings | ||||||
| 25 | einen großen Werth und führt auf Ähnlichkeiten des Mondes (wahrscheinlich | ||||||
| 26 | auch anderer Weltkörper) mit unserer Erde, die sonst nur für | ||||||
| 27 | gewagte Muthmaßungen hätten gelten können. Allein die Muthmaßung | ||||||
| 28 | des Hrn. Aepinus bestätigt sie (wie ich dafür halte) nicht. Es bleibt | ||||||
| 29 | unerachtet aller Ähnlichkeit der ringförmigen Mondsflecken mit Krateren | ||||||
| *) Von der Ungleichheit des Monds; im 2ten Bande der Abh. der Gesellschaft naturforschender Freunde. | |||||||
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