Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 304 |
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Text (Kant):
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| 01 | Anmerkung zur zweiten Antinomie. |
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| 02 | I zur Thesis. |
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| 03 | Wenn ich von einem Ganzen rede, welches nothwendig aus einfachen | ||||||
| 04 | Theilen besteht, so verstehe ich darunter nur ein substantielles | ||||||
| 05 | Ganzes, als das eigentliche Compositum, d. i. die zufällige Einheit des | ||||||
| 06 | Mannigfaltigen, welches abgesondert (wenigstens in Gedanken) gegeben, | ||||||
| 07 | in eine wechselseitige Verbindung gesetzt wird und dadurch Eines | ||||||
| 08 | ausmacht. Den Raum sollte man eigentlich nicht Compositum, sondern | ||||||
| 09 | Totum nennen, weil die Theile desselben nur im Ganzen und nicht das | ||||||
| 10 | Ganze durch die Theile möglich ist. Er würde allenfalls ein Compositum | ||||||
| 11 | ideale , aber nicht reale heißen können. Doch dieses ist nur Subtilität. | ||||||
| 12 | Da der Raum kein Zusammengesetztes aus Substanzen (nicht einmal aus | ||||||
| 13 | realen Accidenzen) ist, so muß, wenn ich alle Zusammensetzung in ihm | ||||||
| 14 | aufhebe, nichts, auch nicht einmal der Punkt übrig bleiben; denn dieser | ||||||
| 15 | ist nur als die Grenze eines Raumes (mithin eines Zusammengesetzten) | ||||||
| 16 | möglich. Raum und Zeit bestehen also nicht aus einfachen Theilen. Was | ||||||
| 17 | nur zum Zustande einer Substanz gehört, ob es gleich eine Größe hat | ||||||
| 18 | z. B. die Veränderung), besteht auch nicht aus dem Einfachen; d. i. ein | ||||||
| 19 | gewisser Grad der Veränderung entsteht nicht durch einen Anwachs vieler | ||||||
| 20 | einfachen Veränderungen. Unser Schluß vom Zusammengesetzten auf das | ||||||
| 21 | Einfache gilt nur von für sich selbst bestehenden Dingen. Accidenzen aber | ||||||
| 22 | des Zustandes bestehen nicht für sich selbst. Man kann also den Beweis | ||||||
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