Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 202 |
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| 01 | der Möglichkeit der Erfahrung, und auf die letztere allein beziehen sich | ||||||
| 02 | auch alle synthetische Sätze a priori, ja ihre Möglichkeit beruht selbst | ||||||
| 03 | gänzlich auf dieser Beziehung. | ||||||
| 04 | Der |
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| 05 | Transscendent. Doctrin der Urtheilskraft |
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| 06 | (Analytik der Grundsätze) |
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| 07 | Drittes Hauptstück. |
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| 08 | Von dem Grunde der Unterscheidung aller Gegenstände |
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| 09 | überhaupt |
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| 10 | in |
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| 11 | Phaenomena und Noumena. |
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| 12 | Wir haben jetzt das Land des reinen Verstandes nicht allein durchreiset | ||||||
| 13 | und jeden Theil davon sorgfältig in Augenschein genommen, sondern | ||||||
| 14 | es auch durchmessen und jedem Dinge auf demselben seine Stelle bestimmt. | ||||||
| 15 | Dieses Land aber ist eine Insel und durch die Natur selbst in unveränderliche | ||||||
| 16 | Grenzen eingeschlossen. Es ist das Land der Wahrheit (ein reizender | ||||||
| 17 | Name), umgeben von einem weiten und stürmischen Oceane, dem eigentlichen | ||||||
| 18 | Sitze des Scheins, wo manche Nebelbank und manches bald wegschmelzende | ||||||
| 19 | Eis neue Länder lügt und, indem es den auf Entdeckungen | ||||||
| 20 | herumschwärmenden Seefahrer unaufhörlich mit leeren Hoffnungen täuscht, | ||||||
| 21 | ihn in Abenteuer verflechtet, von denen er niemals ablassen und sie doch | ||||||
| 22 | auch niemals zu Ende bringen kann. Ehe wir uns aber auf dieses Meer | ||||||
| 23 | wagen, um es nach allen Breiten zu durchsuchen und gewiß zu werden, | ||||||
| 24 | ob etwas in ihnen zu hoffen sei, so wird es nützlich sein, zuvor noch einen | ||||||
| 25 | Blick auf die Karte des Landes zu werfen, das wir eben verlassen wollen, | ||||||
| 26 | und erstlich zu fragen, ob wir mit dem, was es in sich enthält, nicht allenfalls | ||||||
| 27 | zufrieden sein könnten, oder auch aus Noth zufrieden sein müssen, | ||||||
| 28 | wenn es sonst überall keinen Boden giebt, auf dem wir uns anbauen | ||||||
| 29 | könnten; zweitens unter welchem Titel wir denn selbst dieses Land besitzen | ||||||
| 30 | und uns wider alle feindselige Ansprüche gesichert halten können. Obschon | ||||||
| 31 | wir diese Fragen in dem Lauf der Analytik schon hinreichend beantwortet | ||||||
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