Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 147 |
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| 01 | objective Gültigkeit a priori gründet, und die mithin als Principium | ||||||
| 02 | dieser Grundsätze anzusehen sind und von Begriffen zur Anschauung, | ||||||
| 03 | nicht aber von der Anschauung zu Begriffen ausgehen. | ||||||
| 04 | In der Anwendung der reinen Verstandesbegriffe auf mögliche Erfahrung | ||||||
| 05 | ist der Gebrauch ihrer Synthesis entweder mathematisch oder | ||||||
| 06 | dynamisch: denn sie geht theils bloß auf die Anschauung, theils auf | ||||||
| 07 | das Dasein einer Erscheinung überhaupt. Die Bedingungen a priori | ||||||
| 08 | der Anschauung sind aber in Ansehung einer möglichen Erfahrung durchaus | ||||||
| 09 | nothwendig, die des Daseins der Objecte einer möglichen empirischen | ||||||
| 10 | Anschauung an sich nur zufällig. Daher werden die Grundsätze des mathematischen | ||||||
| 11 | Gebrauchs unbedingt nothwendig, d. i. apodiktisch, lauten, die | ||||||
| 12 | aber des dynamischen Gebrauchs werden zwar auch den Charakter einer | ||||||
| 13 | Nothwendigkeit a priori, aber nur unter der Bedingung des empirischen | ||||||
| 14 | Denkens in einer Erfahrung, mithin nur mittelbar und indirect bei sich | ||||||
| 15 | führen, folglich diejenige unmittelbare Evidenz nicht enthalten (obzwar | ||||||
| 16 | ihrer auf Erfahrung allgemein bezogenen Gewißheit unbeschadet), die | ||||||
| 17 | jenen eigen ist. Doch dies wird sich beim Schlusse dieses Systems von | ||||||
| 18 | Grundsätzen besser beurtheilen lassen. | ||||||
| 19 | Die Tafel der Kategorien giebt uns die ganz natürliche Anweisung | ||||||
| 20 | zur Tafel der Grundsätze, weil diese doch nichts anders, als Regeln des | ||||||
| 21 | objectiven Gebrauchs der ersteren sind. Alle Grundsätze des reinen Verstandes | ||||||
| 22 | sind demnach | ||||||
| 23 | 1. | ||||||
| 24 | Axiomen | ||||||
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| 25 | der | ||||||
| 26 | Anschauung. | ||||||
| 27 | 2. | 3. | |||||
| 28 | Anticipationen | Analogien | |||||
| 29 | der | der | |||||
| 30 | Wahrnehmung. | Erfahrung. | |||||
| 31 | 4. | ||||||
| 32 | Postulate | ||||||
| 33 | des | ||||||
| 34 | empirischen Denkens | ||||||
| 35 | überhaupt. | ||||||
| 36 | Diese Benennungen habe ich mit Vorsicht gewählt, um die Unterschiede | ||||||
| 37 | in Ansehung der Evidenz und der Ausübung dieser Grundsätze | ||||||
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