Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 119 |
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| 01 | dem Grade Geschwindigkeit wirklich bewegt, womit die Feder sich ausdehnt, | ||||||
| 02 | dieselbe fliehen und ihre Drucke nicht in sich aufnehmen. Allein | ||||||
| 03 | es muß die zweite Feder*) DB hinzukommen, die da macht, daß der | ||||||
| 04 | Punkt B, an welchem sich die Feder*) BC steift, dem Körper mit der | ||||||
| 05 | Geschwindigkeit, damit er entfliehen würde, nachfolge, und daß auf | ||||||
| 06 | diese Weise der Körper F wie anfänglich in Ansehung der Feder BC | ||||||
| 07 | ruhe, damit er, wenn diese sich ausstreckt, den Grad Geschwindigkeit | ||||||
| 08 | wie 1 erhalte. Eben**) so werden drei Federn ED DB BC erfordert, | ||||||
| 09 | um den Körper F, der schon an sich 2 Grade Geschwindigkeit besitzt, | ||||||
| 10 | nur den dritten zu ertheilen. Einem Körper, der schon 100 Grade | ||||||
| 11 | hat, einen einzigen neuen zu ertheilen, werden 101 Federn erfordert | ||||||
| 12 | und so weiter. Also ist die Anzahl der Federn, die nötig sind, einem | ||||||
| 13 | Körper einen gewissen Grad Geschwindigkeit zu geben, wie die Anzahl | ||||||
| 14 | der Grade, in welche die ganze Geschwindigkeit des Körpers zertheilt | ||||||
| 15 | ist; d. i. die ganze Kraft der Federn, die einem Körper einen Grad | ||||||
| 16 | Geschwindigkeit mittheilen, ist wie die ganze Geschwindigkeit, die der | ||||||
| 17 | Körper alsdann haben würde, wenn er diesen Grad besäße. Nun | ||||||
| 18 | sind in dem Triangel***) ABC, dessen Cathetus AB in gleiche Theile | ||||||
| 19 | getheilt worden, die Linien DE, FG, HI etc. wie die Linien AD AF | ||||||
| 20 | AH folglich kann man sich der Linie DE bedienen, um diejenige Feder | ||||||
| 21 | anzuzeigen, die dem Körper den ersten Grad Geschwindigkeit AD ertheilt; | ||||||
| 22 | die zweimal größere Linie FG um die zweifache Feder anzuzeigen, | ||||||
| 23 | die den zweiten Grad Geschwindigkeit DF hervorbringt; die | ||||||
| 24 | Linie HI um die dreimal größere Feder anzudeuten, die den dritten | ||||||
| 25 | Grad Geschwindigkeit FH erweckt, u.s.w. wenn man sich diese Linien | ||||||
| 26 | DE FG etc. unendlich nahe gedenkt, so werden sie nach der Methode | ||||||
| 27 | des unendlich Kleinen, die Cavalerius in die Meßkunst eingeführt hat, | ||||||
| 28 | den ganzen Inhalt des Triangels ABC ausmachen. Also ist die | ||||||
| 29 | Summe aller Federn, die in einem Körper die Geschwindigkeit AB | ||||||
| 30 | erzeugen, wie die Fläche ABC, d.i. wie das Quadrat der Geschwindigkeit | ||||||
| 31 | AB. Diese Federn aber stellen die Kräfte vor, welche zusammen | ||||||
| 32 | in dem Körper gedachte Geschwindigkeit hervorgebracht haben, und | ||||||
| 33 | wie sich die Anzahl Kräfte, die in einen Körper wirken, verhält, | ||||||
| *) Fig. XVII. | |||||||
| **) Fig. XVIII. | |||||||
| ***) Fig. IXX. | |||||||
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